2022-07-08
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Written by: Astro Learner
{{Dieser Artikel|behandelt den Staat Japan. Zur gleichnamigen Band siehe [[Japan (Band)]].}}
{{Infobox Staat
|NAME-AMTSSPRACHE = {{lang|ja|日本国}}
|TRANSKRIPTION = Nihon-koku/Nippon-koku
|NAME-DEUTSCH = Japan
|BILD-FLAGGE = Flag of Japan.svg
|ARTIKEL-FLAGGE = Flagge Japans
|BILD-WAPPEN = Imperial Seal of Japan.svg
|ARTIKEL-WAPPEN = Nationales und Kaiserliches Siegel Japans
|WAPPEN-OPT = Siegel
|WAHLSPRUCH =
|AMTSSPRACHE = [[Japanische Sprache|Japanisch]]
|HAUPTSTADT = [[Tokio]] (de facto)
[[Präfektur Tokio|Tokio]] und 7 weitere Präfekturen
= [[Shutoken|„Hauptstadtgebiet“]] (de jure)
|STAATS- UND REGIERUNGSFORM = [[parlamentarische Monarchie]]
|STAATSOBERHAUPT = ”Amt nicht vorhanden” ([[de jure]])
[[Tennō|Kaiser]] [[Naruhito]] ([[de facto]])
|REGIERUNGSCHEF = [[Premierminister von Japan|Premierminister]]
[[Shigeru Ishiba]]
|DEMONYM = Japaner
|FLÄCHE = 377.975 ([[Liste von Staaten und Territorien nach Fläche|61.]])
|EINWOHNER = 124.516.652 ([[Liste der Länder und Territorien nach Einwohnerzahl#Liste|11.]]) (2023){{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SP.POP.TOTL |titel=Population, total |werk=Weltbank |hrsg= [[Weltbank]] |datum=2024 |sprache=en |abruf=2024-07-18}}[https://www.stat.go.jp/data/jinsui/pdf/202103.pdf 人口推計 令和3年3月報] (PDF; 306 kB).
|BEV-DICHTE = 335,8 ([[Liste der Staaten der Erde|26.]])
|BEV-ZUNAHME = − 0,5 %
|BEV-ZUNAHME-ZEITRAUM = (Schätzung für das Jahr 2021){{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SP.POP.GROW |titel=Population growth (annual %) |werk=World Economic Outlook Database |hrsg= [[Weltbank|World Bank]] |datum=2021 |sprache=en |abruf=2022-07-14}}
|BIP = 2023{{Internetquelle |url=https://www.imf.org/en/Publications/WEO/weo-database/2024/October/download-entire-database |titel=World Economic Outlook Database October 2024 |werk=World Economic Outlook Database |hrsg= [[Internationaler Währungsfonds]] |datum=2024 |sprache=en |abruf=2024-10-24}}
'''Japan''' (amtlicher deutscher Name;{{Internetquelle |url=https://www.auswaertiges-amt.de/blob/199312/d472e0efe115296cbc8f90e00a33359b/staatennamen-data.pdf |titel=Verzeichnis der Staatennamen |hrsg=Auswärtiges Amt |datum=2022-12-06 |format=PDF |abruf=2023-04-24}} [[Japanische Schrift|japanisch]] {{lang|ja|日本}}, ausgesprochen als ”Nihon” oder ”Nippon”; {{Audio|Ja-nippon nihonkoku.ogg|anhören}}) ist ein [[Liste japanischer Inseln|14.125 Inseln]] umfassender [[Ostasien|ostasiatischer]] Staat im [[Pazifischer Ozean|Pazifik]], der indirekt im Norden und Nordwesten an [[Russland]], im Westen an [[Nordkorea|Nord-]] und [[Südkorea]] und im Südwesten an [[Republik China (Taiwan)|Taiwan]] und [[Volksrepublik China|China]] grenzt, flächenmäßig der viertgrößte und bevölkerungsmäßig der zweitgrößte [[Inselstaat]] der Welt. De-facto-Hauptstadt und größte urbane Siedlung ist das als politische Einheit im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] abgeschaffte [[Tokio]]; de jure existiert ein „[[Hauptstadt Japans#Das Hauptstadtgebiet im japanischen Recht|Hauptstadtgebiet]]“ aus acht [[Präfektur (Japan)|Präfekturen]] inklusive [[Präfektur Tokio|Tokio]].
Die Bildung des japanischen Staatswesens begann im 5. Jahrhundert unter kulturellem Einfluss des [[Kaiserreich China|chinesischen Kaiserreichs]]. Seit dem 16. Jahrhundert stand Japan im Kontakt mit dem Westen und stieg seit dem 19. Jahrhundert zur [[Großmacht]] auf, erwarb ihre erste [[Japanische Kolonien|Kolonie]] [[Taiwan unter japanischer Herrschaft|Taiwan]], expandierte nach [[Mandschukuo|Nordostchina]] und [[Korea unter japanischer Herrschaft|Korea]], nahm an beiden [[Weltkrieg|Weltkriegen]] teil und beherrschte kurzzeitig große Teile [[Südostasien|Südost-]] und Ostasiens. Das [[Japanisches Kaiserreich|Japanische Kaiserreich]] war bis 1947 eine nach dem [[Monarchisches Prinzip|monarchischen Prinzip]] ausgerichtete, zum Teil an [[Königreich Preußen|preußisches Vorbild]] angelehnte, [[konstitutionelle Monarchie]] mit dem [[Tennō|japanischen Kaiser]] als Staatsoberhaupt. Seine aggressive Expansionspolitik in der [[Republik China (1912–1949)|Republik China]] im Vorfeld und während des Zweiten Weltkrieges ([[Pazifikkrieg]]) führte schließlich zur Niederlage an der Seite der [[Achsenmächte]] im August 1945. Im unter [[Douglas MacArthur]]s Besatzungsregierung gestalteten japanischen Staat seit 1947 ist der [[Souverän]] das Volk, höchstes Organ der Staatsgewalt das Parlament, dessen Kammern seither beide direkt vom Volk gewählt werden. Das Kaisertum wurde nicht abgeschafft, aber der Kaiser als „Symbol des Staates“ auf zeremonielle Aufgaben ohne eigenständige Autorität in Staatsangelegenheiten reduziert. Außer Japan gibt es weltweit keinen Staat mehr, dessen Staatsoberhaupt ein [[Kaiser]] ist.
Japan wird zu den dichter besiedelten Ländern Asiens gezählt und liegt mit knapp 126 Millionen Einwohnern auf Platz elf der [[Liste von Staaten und Territorien nach Einwohnerzahl|bevölkerungsreichsten Länder der Erde]]. Die meisten Einwohner sind Anhänger des [[Shintō|Shintoismus]] und [[Buddhismus]], jedoch bekennen sich viele nicht zu einer offiziellen Religion.
Als historisch erste [[Industriestaat|Industrienation]] Asiens hat Japan eine sehr hoch entwickelte [[Wirtschaft Japans|Volkswirtschaft]] und war bis zum wirtschaftlichen Aufschwung der [[Volksrepublik China]] Anfang der 2000er Jahre [[Liste der Länder nach historischer Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts|viele Jahrzehnte lang]] die weltweit zweitgrößte Wirtschaftsmacht hinter den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], mit denen es militärisch seit 1952 verbündet ist. Japan ist als Mitglied der [[G7|Gruppe der Sieben]] eine der größten Industrienationen und Teil der [[Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung|OECD]]. Das [[Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen]] zählt Japan zu den Ländern mit sehr hoher menschlicher Entwicklung. Es ist das Land mit der [[Liste von Ländern nach durchschnittlicher Lebenserwartung|höchsten Lebenserwartung]] und dem [[Liste der Länder nach Gesamtvermögen|drittgrößten Volksvermögen]].
Mit der Erforschung und Lehre der Sprache und Kultur Japans in seiner geschichtlichen Entwicklung beschäftigt sich die [[Japanologie]].
== Geographie ==
{{Hauptartikel|Geographie Japans}}
{{Siehe auch|Liste japanischer Inseln}}
{{Positionskarte+ | Japan | maptype=relief | width=330 | float=right | caption= | places=
{{Positionskarte~ | Japan | label='''[[Tokio]]''' | position=right | lat=35.683889 | long=139.774444 | region=JP}}
{{Positionskarte~ | Japan | label=[[Osaka]] | position=bottom | lat=34.693831 | long=135.50215 | region=JP}}
{{Positionskarte~ | Japan | label=[[Sendai]] | position=right | lat=38.268333 | long=140.869444 | region=JP}}
{{Positionskarte~ | Japan | label=[[Akita (Akita)|Akita]] | position=left | lat=39.72 | long=140.1025 | region=JP}}
{{Positionskarte~ | Japan | label=[[Sapporo]] | position=10 | lat=43.061944 | long=141.354167 | region=JP}}
{{Positionskarte~ | Japan | label=[[Nagoya]] | position=top | lat=35.181389 | long=136.906389 | region=JP}}
{{Positionskarte~ | Japan | label=[[Hiroshima]] | position=top | lat=34.385278 | long=132.455278 | region=JP}}
{{Positionskarte~ | Japan | label=[[Fukuoka]] | position=11 | lat=33.590278 | long=130.401667 | region=JP}}
{{Positionskarte~ | Japan | label=[[Naha]] | position=4 | lat=26.212222 | long=127.679167 | region=JP}}
{{Positionskarte~ | Japan | label=[[Fuji (Vulkan)|Fuji]] | mark=RedMountain.svg | marksize=12 | position=bottom | lat=35.366667 | long=138.733333 | region=JP}}
{{Positionskarte~ | Y=11 | X=71 | position=bottom | label_color=#646464 | label=”Hokkaidō”}}
{{Positionskarte~ | Y=80 | X=10 | position=bottom | label_color=#646464 | label=”Kyūshū”}}
{{Positionskarte~ | Y=50 | X=55 | position=bottom | label_color=#646464 | label=”Honshū”}}
{{Positionskarte~ | Y=75 | X=25 | position=bottom | label_color=#646464 | label=”Shikoku”}}
{{Positionskarte~ | Y=4 | X=87 | position=bottom | label_color=#646464 | label=”Kurilen”}}
{{Positionskarte~ | Y=70 | X=90 | position=bottom | label_color=#646464 | label=”Ryūkyū-Inseln”}}
{{Positionskarte~ | Y=46 | X=21 | position=bottom | label=[[Liancourt-Felsen|”Liancourt-Felsen”]]}}
{{Positionskarte~ | Y=9 | X=30 | position=bottom| label=[[Russland|'''RUSSLAND''']]}}
{{Positionskarte~ | Y=7 | X=6 | position=bottom| label=[[Volksrepublik China|'''CHINA''']]}}
{{Positionskarte~ | Y=30 | X=0 | position=right| label=[[Nordkorea|'''NORD-KOREA''']]}}
{{Positionskarte~ | Y=60 | X=0 | position=right| label=[[Südkorea|'''SÜD-
KOREA''']]}}
}}
[[Datei:Satellite View of Japan 1999.jpg|mini|Satellitenaufnahme Japans 1999]]
Japan ist ein Inselstaat, der im Wesentlichen aus einer Inselkette besteht, die sich entlang der Ostküste Asiens erstreckt. Japan besteht aus insgesamt 14125 Inseln, die sich entlang der Pazifikküste erstrecken. Es ist über 3000 Kilometer lang und reicht vom [[Ochotskisches Meer|Ochotskischen Meer]] bis zur [[Philippinensee]]. Es ist das viertgrößte Inselland der Welt und das größte [[Ostasien]]s. Sein Gesamtgebiet umfasst eine Fläche von 377.975,24 km² (2019).{{Internetquelle |autor=[[Kokudo Chiriin|Geospatial Information Authority of Japan]] |url=https://www.gsi.go.jp/KOKUJYOHO/MENCHO201910-index.html |titel=令和元年全国都道府県市区町村別面積調(10月1日時点) |datum=2019-12-26 |sprache=ja |abruf=2020-01-02}}
Die vier großen Hauptinseln sind [[Hokkaidō]] im Norden, die zentrale und größte Insel [[Honshū]] sowie daran nach Süden anschließend die Inseln [[Shikoku]] und [[Kyūshū]]. In der Literatur wird zusätzlich als fünfte Hauptinsel das deutlich kleinere und noch weiter südlich gelegene [[Okinawa Hontō|Okinawa]] gezählt. Dazu kommen 14125 kleinere Inseln (von min. 100 m Umfang bei Hochwasser),{{Internetquelle |url=http://www.mlit.go.jp/crd/chirit/ritoutoha.html |titel=離島とは(島の基礎知識) (what is a remote island?) |werk=MLIT (Ministry of Land, Infrastructure, Transport and Tourism) |hrsg=Ministry of Land, Infrastructure, Transport and Tourism |datum=2015-08-22 |sprache=ja |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20071113053915/http://www.mlit.go.jp/crd/chirit/ritoutoha.html |archiv-datum=2007-11-13 |abruf=2019-08-09 |zitat=MILT classification 6,852 islands (main islands: 5 islands, remote islands: 6,847 islands)}}. die sich vor allem in der [[Seto-Inlandsee]], in der Kette der [[Ryūkyū-Inseln]] und [[Nampō-shotō]] konzentrieren. Honshū ist etwas größer als [[Großbritannien (Insel)|Großbritannien]]. Insgesamt hat Japan eine Küstenlänge von 33.574 km, was zum Vergleich etwa 84 % des Erdumfangs entspricht.{{Internetquelle |url=https://www.env.go.jp/en/statistics/contents/2016/E2016_Ch3.pdf#page=35 |titel=Annual Report on Environmental Statistics 2016 |hrsg=[[Umweltministerium (Japan)]] |seiten=53 |format=PDF |sprache=en |abruf=2019-12-25}} Wegen seiner vielen abgelegenen Inseln hat das Land die achtgrößte [[Ausschließliche Wirtschaftszone]] in der Welt mit einer Fläche von 4.470.000 km².{{Internetquelle |url=http://www1.kaiho.mlit.go.jp/JODC/ryokai/ryokai_setsuzoku.html |titel=日本の領海等概念図 |hrsg=海上保安庁海洋情報部 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180812151410/http://www1.kaiho.mlit.go.jp/JODC/ryokai/ryokai_setsuzoku.html |archiv-datum=2018-08-12 |abruf=2018-08-01}} Japan hat keine Landgrenzen zu anderen Staaten. Benachbarte Staaten sind [[Russland]], [[Nordkorea]], [[Südkorea]], [[Volksrepublik China|China]] und [[Republik China (Taiwan)|Taiwan]].
Über den gesamten [[Archipel]] verläuft eine Gebirgskette, die mehr als zwei Drittel der Landfläche Japans ausmacht. Der höchste Berg ist der [[Fuji (Vulkan)|Fujisan]] auf der Hauptinsel [[Honshū]] mit 3776 m über dem [[Höhe über dem Meeresspiegel|Meeresspiegel]]. Landwirtschaft, Industrie und Besiedlung sind auf rund 20 % der Landfläche beschränkt. In den großen Ebenen haben sich die Hauptballungsgebiete entwickelt: [[Kantō]] (mit [[Tokio]] und [[Yokohama]] in der [[Kantō-Ebene]]), [[Kansai]] bzw. [[Keihanshin]] (mit [[Osaka]], [[Kyōto]] und [[Kōbe]] in der [[Osaka-Ebene]]), [[Chūkyō (Region)|Chūkyō]] (mit [[Nagoya]] in der [[Nōbi-Ebene]]) und [[Kitakyūshū]]-[[Fukuoka]] in der [[Tsukushi-Ebene]]. Aufgrund des Mangels an Flachland werden Berghänge durch [[Terrasse (Geländeform)|Terrassenfeldbau]] kultiviert.
=== Geologie ===
In Japan treffen vier [[Plattentektonik|tektonische Platten]] aufeinander:
die sich mit einigen Zentimetern pro Jahr gegeneinander [[Krustenbewegung|bewegen]]. Teile der Pazifischen Platte schieben sich dort unter die Kontinentalplatte [[Eurasien]]s, was zu [[Vulkanismus]] und häufigen [[Erdbeben]] führt. Die anhaltende Bewegung ([[Subduktion]]) der Krustenteile, die zu einer langsamen Verkleinerung des [[Pazifischer Ozean|Pazifiks]] führt, lässt deren großräumige [[Plattentektonik|Verschweißung]] nicht zu, im Gegensatz etwa zu [[Indien#Geologie|Indien]] und den sog. [[Terran]]een anderer Kontinentalränder.
Von den etwa 240 Vulkanen des [[Pazifischer Feuerring|pazifischen Feuerringes]] sind 40 aktiv. In der gesamten Region gibt es nahezu täglich leichtere Erdbeben, in größeren Abständen auch schwere (z. B. [[Großes Kantō-Erdbeben 1923]], [[Erdbeben von Kōbe 1995]] oder das [[Tōhoku-Erdbeben 2011]]). Jedes Jahr findet zum Jahrestag des Kanto-Erdbebens im September eine Übung zum [[Katastrophenschutz]] statt. Besonders Tokio ist einem hohen Erdbebenrisiko ausgesetzt (siehe [[Erdbeben in Tokio]]).
Am 11. März 2011 erschütterte ein heftiges Erdbeben den ganzen Staat. Das [[Tōhoku-Erdbeben 2011|Tōhoku-Erdbeben]] war das stärkste [[Liste von Erdbeben in Japan|Erdbeben in der japanischen Geschichte]] mit einer Stärke von 9,0 [[Momenten-Magnituden-Skala|MW]].[http://www.jma.go.jp/jma/en/News/2011_Earthquake_01.html The 2011 off the Pacific coast of Tohoku Earthquake] (englisch), Meldung beim ”[[Japan Meteorological Agency|Japanischen Wetterdienst]]”; Stand: 13. März 2011. Durch das Beben wurden ein [[Tsunami]] sowie eine Serie [[Nuklearkatastrophe von Fukushima|katastrophaler Unfälle im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi]] ausgelöst.
In den letzten tausend Jahren starben in Japan über 160.000 Menschen durch Tsunamis. Das Land verfügt heutzutage durch Messbojen im Pazifik über ein effektives Tsunami-[[Frühwarnsystem]]. Für die Bevölkerung finden regelmäßig Trainingsprogramme statt, viele Küstenstädte schützen sich durch das Errichten hoher Deiche. Diese Wälle aus Stahlbeton sind teilweise 10 Meter hoch, bis zu 25 Meter tief und mit Metalltoren ausgestattet.
=== Klima ===
Die Inselkette erstreckt sich in einem langen Bogen von Norden (45. Breitengrad, [[Hokkaidō]]) nach Süden (20. Breitengrad, [[Okinotorishima]]). Daher ist das Klima sehr unterschiedlich ausgeprägt; von der [[Gemäßigte Zone|kalt-gemäßigten Klimazone]] in Hokkaidō mit kalten und schneereichen [[Winter]]n bis in die [[Subtropen]] in der [[Präfektur Okinawa]]. Dazu kommt der Einfluss von Winden – im Winter vom asiatischen Kontinent zum Meer und im [[Sommer]] vom Meer zum Kontinent. Im späten Juni und frühen Juli fällt im Süden ein Großteil des [[Niederschlag|Jahresniederschlages]] als [[monsun]]artige Regenfront ({{lang|ja-Hani|梅雨前線}}, ”baiu zensen”).
Im Frühsommer beginnt die [[Taifun]]-Saison, bei der vor allem der Süden und der Südwesten Japans von über dem Pazifik entstehenden Wirbelstürmen betroffen sind (z. B. von [[Taifun Tokage]] und [[Taifun Conson (2004)|Taifun Conson]] im Jahr 2004). Statistisch gesehen erreichen Japan die meisten Taifune im September, obwohl sie im Pazifikraum im August am häufigsten sind. Der stärkste je aufgezeichnete Taifun Japans war der [[Ise-wan-Taifun]] von 1959. Über 5000 Menschen kamen ums Leben. Die Winde tragen auch dazu bei, dass Japan verstärkt von [[Transnationale Umweltverschmutzung in Ostasien|transnationaler Umweltverschmutzung]] betroffen ist.
Japan kann wegen seiner breit gefächerten geographischen Verhältnisse in sechs Hauptklimaregionen eingeteilt werden:
=== Flora und Fauna ===
{{Hauptartikel|Flora und Fauna Japans}} [[Datei:一目千本桜 (Cherry blooming view from Yoshimizu Shrine) 12 Apr, 2014 - panoramio.jpg|mini|Kirschblüten des [[Yoshino-yama]] waren Gegenstand vieler Theaterstücke und Waka-Gedichte]] [[Datei:Jigokudani hotspring in Nagano Japan 001.jpg|mini|[[Japanmakak]]en in einer heißen Quelle im [[Jigokudani Yaen Kōen|Jigokudani-Affenpark]]]]
Japan ist zu großen Teilen (68,4 %) von [[Bergwald|Bergwäldern]] bedeckt.{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/AG.LND.FRST.ZS?year_high_desc=true |titel=Forest area (% of land area) {{!}} Data |sprache=en-US |abruf=2022-08-17}} Im Inland findet sich eine Reihe von Gebirgsketten, die die [[Waldgrenze]] überschreiten. Durch die Position als vorgelagerte Inselkette hat sich eine zwar mit „Kontinentalasien“ verwandte, aber dennoch vielfach eigenständige Flora und Fauna entwickelt. Die [[Ogasawara-Inseln]] (”auch:” Bonin-Inseln), 1000 km südöstlich von Tokio, werden wegen ihrer [[Endemit|endemischen Arten]] oft mit den [[Galapagosinseln]] verglichen.
Japan hat neun Ökoregionen, die das Klima und die Geographie der Inseln widerspiegeln. Sie reichen von subtropischen feuchten Laubwäldern auf den Ryūkyū- und [[Ogasawara-Inseln]] über gemäßigte Laub- und Mischwälder in den milden Klimaregionen der Hauptinseln bis hin zu gemäßigten Nadelwäldern in den kalten, winterlichen Teilen der Nordinseln.{{Internetquelle |autor=Embassy of Japan in the USA |url=http://www.us.emb-japan.go.jp/jicc/spotflora.htm |titel=Flora and Fauna: Diversity and regional uniqueness |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20070213035135/http://www.us.emb-japan.go.jp/jicc/spotflora.htm |archiv-datum=2007-02-13 |abruf=2007-04-01}} Es gibt über 90.000 Tierarten, darunter der [[Braunbär]], der [[Japanmakak]], der japanische Waschbärhund, die große japanische Feldmaus und der [[Japanischer Riesensalamander|Japanische Riesensalamander]].{{Internetquelle |autor=[[Umweltministerium (Japan)|Ministry of the Environment]] |url=http://www.env.go.jp/nature/yasei/pamph/pamph01/en.pdf |titel=The Wildlife in Japan |format=PDF |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110323165908/http://www.env.go.jp/nature/yasei/pamph/pamph01/en.pdf |archiv-datum=2011-03-23 |abruf=2011-02-19}} Die Hauptinseln und die nahegelegenen Nachbarinseln sind Teil der [[Paläarktis]]chen Florenregion. Die [[Ryūkyū-Inseln]] sind Teil der [[Indomalaiische Ökoregion|Indomalaiischen Region]], während die Ogasawara-Inseln zu [[Ozeanien]] gerechnet werden.
; Säugetiere : An Großsäugetieren gibt es unter anderem den [[Braunbär]]en auf [[Hokkaidō]], auf [[Honshū]] den [[Kragenbär|asiatischen Schwarzbären]], den [[Sikahirsch]] und den [[Japanischer Serau|japanischen Serau]] (eine Ziegenantilope). Unter den einheimischen Arten findet sich der [[Japanmakak]] auf den drei Hauptinseln Honshū, Shikoku und Kyūshū, sowie auf etlichen vorgelagerten Inseln. Mit einer Verbreitung bis zur [[Shimokita-gun (Aomori)|Shimokita-Halbinsel]] in der [[Präfektur Aomori]] bildet er damit – abgesehen vom Menschen – die nördlichste [[Affen]]population der Welt. : Die starke Besiedlung an den Küsten und in den Ebenen hat dazu geführt, dass einige Säugetierarten [[Aussterben|ausgestorben]] sind, so der [[Honshū-Wolf]] (”Canis lupus hodophilax”), der [[Japanischer Seelöwe|Japanische Seelöwe]] (”Zalophus japonicus”), der [[Seeotter]] und der [[Fischotter]]. [[Haushund|Hunde]] und [[Hauskatze|Katzen]] gibt es in einer breiten Auswahl an Rassen. Als typisch japanische [[Hunderasse]] wird der [[Shiba]] Inu angesehen. ; Vögel : In Japan sind über 500 verschiedene Vogelarten gesichtet worden. Da die Inselgruppe in jeder Richtung von Meer umgeben ist, gehört eine Vielzahl davon zum [[Wassergeflügel]]. Das Land stellt eine wichtige Zwischenstation für [[Vogelzug|Zugvögel]] dar. In [[Sibirien]] brütende Vögel finden hier ihr Winterquartier, während die im Lande brütenden Vögel im Winter in Richtung [[Südostasien]] ziehen. Auf diese Weise findet eine Vielzahl von Vogelarten ihren Weg nach Japan. In den Städten finden sich [[Raben und Krähen|Krähen]] (besonders die [[Aaskrähe]]), [[Feldsperling|Spatzen]], [[Tauben]] und [[Rauchschwalbe]]n. Nationalvogel ist der [[Buntfasan]]. Der [[Nipponibis]] ist in freier Wildbahn ausgestorben. Allerdings leben immer noch einige hundert in einem Schutz- und Aufzuchtszentrum auf Sado sowie in freier Wildbahn in der [[Shaanxi]]-Provinz in China. ; Meeresbewohner : Die [[Küstengewässer]] sind von kalten und warmen [[Meeresströmung]]en durchzogen, die an ihren Berührungslinien gute Wachstumsbedingungen für [[Plankton]] bieten. Das Land liegt an einer Belastungskante der [[Lithosphäre]], durch deren Verschiebungen sich eine zerklüftete Küstenlinie gebildet hat. Dadurch bietet sich ein guter Lebensraum für eine Vielzahl von Fischarten. Die Gewässer vor der [[Sanriku-Küste]] (Präfekturen [[Präfektur Miyagi|Miyagi]] und [[Präfektur Iwate|Iwate]]) und die nördlich anschließenden Meeresgebiete bis zu den [[Kurilen]] sind einer der drei reichsten Fischgründe in der Welt. In den Flüssen gibt es eine reichhaltige Zahl von Fischarten, begünstigt durch das regenreiche [[Klima]]. In den [[Brackwasser]]gebieten der Flussmündungen gibt es eine Vielzahl von [[Muscheln]]. Problematisch ist die [[Gewässerverschmutzung]] und die Betonierung der [[Gewässerbett|Flussbetten]], die zu einem Aussterben zahlreicher Arten geführt hat. In den 1970er Jahren gab es eine starke [[Umweltbewegung]], die erste Erfolge dagegen verbuchen konnte. Wegen seiner Politik, den [[Walfang]] mit Beharrlichkeit gegen [[Tierschutz]]-Organisationen zu verteidigen, gerät Japan immer wieder in die Kritik.[http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,701677,00.html Schlachten oder Streicheln], Spiegel.de, 21. Juni 2010. ; Kulturpflanzen : Wichtigste Kulturpflanze ist der aus [[Korea]] eingeführte [[Reis]], genau genommen ”Oryza sativa japonica” (Kurzkornreis). Das [[Stroh]] wird für die Herstellung von [[Tatami]] verwendet. Historisches Arme-Leute-Essen ist die [[Hirse]], da der Reis als Steuer entrichtet werden musste. Ebenfalls werden verschiedene Bohnensorten angebaut, unter anderem die [[Adzukibohne]], und eine Reihe von Gemüsen, darunter [[Ingwer]], [[Rettiche|Rettich]] und [[Spinat]]. Heimisch sind außerdem verschiedene [[Zitruspflanzen]] wie die [[Amanatsu]], darüber hinaus wurde eine Reihe von Obst- und Gemüsesorten eingeführt. Zur traditionellen [[Japanische Küche|japanischen Küche]] gehören außerdem [[Seetang]] (beispielsweise [[Nori]]) und Meeres[[alge]]n ([[Undaria pinnatifida|Wakame]]). Traditionelle Häuser werden unter anderem aus dem Holz der [[Sicheltanne]] gebaut. Von nationaler Bedeutung sind die [[Tee (Pflanze)|Teepflanze]] und verschiedene [[Binsen]]arten zur Herstellung der Tatami-Matten (Flatterbinse und Dochtbinse).
=== Schutzgebiete ===
{{Hauptartikel|Nationalparks in Japan}}
Ein großes Netzwerk von [[Nationalparks in Japan|Nationalparks]] wurde eingerichtet, um wichtige Bereiche der Flora und Fauna zu schützen.{{Internetquelle |autor=Ministry of the Environment |url=http://www.env.go.jp/en/nature/nps/park/ |titel=National Parks of Japan |sprache=en |abruf=2011-05-11}} Diese werden vom Umweltministerium kontrolliert und verwaltet, während kleinere und weniger bekannte seminationale Parks, die direkt von den Präfekturen verwaltet werden und immer unter der Aufsicht des Ministeriums stehen.{{Internetquelle |url=http://www.env.go.jp/en/nature/nps/park/doc/files/parksystem.pdf |titel=Natural Park Systems in Japan |werk=[[Umweltministerium (Japan)]] |seiten=4, 12 |format=PDF |sprache=en |abruf=2012-02-01}} Zum 31. März 2017 gab es in Japan mit der Ausweisung des [[Amamiguntō-Nationalpark]]s 34 Nationalparks{{Internetquelle |url=http://www.env.go.jp/en/nature/nps/park/parks/index.html |titel=Overview of National Parks |hrsg=Japanisches Umweltministerium |sprache=en |abruf=2020-12-15}} und 56 [[Quasi-Nationalpark (Japan)|Quasi-Nationalparks]]. Die Fläche der ersteren umfasst 21.949 km² (5,8 % der Landesfläche){{Internetquelle |url=http://www.env.go.jp/park/doc/data/national/np_2.pdf |titel=国立公園地種区分別面積 (Fläche nach Nationalpark-Typ) |hrsg=Japanisches Umweltministerium |format=PDF; 10,4 kB |sprache=ja |abruf=2020-12-15}}, während die letztere 13.614 km² (3,6 % der Gesamtfläche) umfasst. Darüber hinaus verteilen sich die 309 Präfekturparks auf eine Fläche von 19.608 km² (5,2 % der Gesamtfläche).{{Internetquelle |url=http://www.env.go.jp/en/nature/nps/park/doc/files/np_3.pdf |titel=Summary table of area figures for Natural Parks |hrsg=[[Umweltministerium (Japan)]] |seiten=1f |format=PDF; 43,0 kB |abruf=2012-02-01}}
Neben den Parks sind 53 Feuchtgebiete als [[Liste der Ramsar-Gebiete in Japan|Ramsar-Gebiete]] ausgewiesen.{{Internetquelle |url=https://www.ramsar.org/wetland/japan |titel=Country profiles > Japan |hrsg=Ramsar |abruf=2022-02-04}} [[Welterbe in Japan|Fünf Welterbe]] sind aufgrund ihres außergewöhnlichen natürlichen Wertes in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen worden.{{Internetquelle |url=https://whc.unesco.org/en/statesparties/jp |titel=Japan – Properties Inscribed on the World Heritage List |werk=UNESCO |sprache=en |abruf=2022-02-04}}
=== Verwaltungsgliederung ===
{{Imagemap Japan1|Japan (regions+provinces) (-Kuril Islands), administrative divisions - de - colored.svg|300px|right|Regionen in der verbreiteten, traditionellen Acht-Regionen-Gliederung und Präfekturen Japans}} [[Datei:Ordinance designed Cities English.png|mini|Die 20 „Großstädte per Regierungserlass“]]
Japan ist ein [[Einheitsstaat|unitärer Staat]], der lediglich klar umrissene Aufgaben an die untergeordneten Gebietskörperschaften weitergibt. Über die Frage, wie [[Zentralismus|zentralistisch]] Japan in der Nachkriegszeit ist, diskutierte die Forschung. Besonders die finanzielle Abhängigkeit der Gebietskörperschaften war lange extrem groß („30 %-Autonomie“), in den letzten Jahrzehnten gab es einige Reformversuche zur fiskalischen Dezentralisierung.
Das Land gliedert sich in drei Verwaltungsebenen, die Zentralregierung in Tokio, die 47 Präfekturen (”todōfuken”) und die kommunale Ebene (”shikuchōson”): Kreisfreie Städte (”[[Shi (Japan)|shi]]”), Kleinstädte (”[[chō (Japan)|chō]]” oder ”machi”), Dörfer (”[[Mura (Japan)|mura]]” oder ”son”) sowie in der [[Präfektur Tokio]] die [[Bezirke Tokios|23 „[Sonder-]Bezirke“]] (”[tokubetsu-]ku”).
Eine Grobunterteilung bilden die [[Regionen Japans|acht Regionen]], die aus einer oder mehreren Präfekturen bestehen. Sie sind keine Gebietskörperschaften, werden aber von der Verwaltung für bestimmte Zuständigkeitsbereiche (Außenstellen der Zentralregierung, regionale Gouverneurskonferenzen, Gerichtsbezirke) genutzt. Verschiedene Reformpläne für ein [[Dōshūsei]] sehen eine stärkere Rolle für die Regionen – in bestehender oder leicht veränderter Aufteilung – vor, um die Handlungsfähigkeit lokaler Regierungen zu erhöhen.
Bis in die 1920er Jahre existierten die Landkreise (”[[Gun (Japan)|gun]]”) als Verwaltungsebene zwischen Präfekturen und ländlichen Gemeinden (”machi” und ”mura”). Sie waren im 19. Jahrhundert aus vormodernen Bezirken (”kōri”) hervorgegangen und werden bis heute für Ortsangaben zum Beispiel in Postadressen genutzt.
{| class=“wikitable” ! Ebene ! Verwaltung ! Führung der Exekutive
! Parlament |
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[Zentral-]Staat ”(kuni)” |
Zentralregierung ”(chūō-seifu)” |
Premierminister, Kabinett ”(naikakusōridaijin, naikaku)” |
Parlament ”(kokkai)” |
- |
[[Liste der Präfekturen Japans |
Präfekturregierung ”(kenchō, fuchō, tochō, dōchō)” |
Gouverneur ”(chiji)” |
Präfekturparlament ”(kengikai, fugikai, togikai, dōgikai)” |
- |
Gemeinden ”(shi-[ku-]chō-son)” |
Stadt-/Gemeindeverwaltung ”(shiyakusho, kuyakusho, machiyakuba, murayakuba)” |
Bürgermeister ”(shichō, kuchō, chōchō, sonchō)” |
Stadt-/Gemeinderat ”(shi[gi]kai, kugikai, chōgikai, songikai)” |
- |
} |
==== Präfekturen ==== {{Hauptartikel|Präfektur (Japan)}}
Die Präfekturen sind innerhalb der ihnen zustehenden Aufgaben relativ [[Autonomie (Politikwissenschaft)|autonom]] und üben gemäß Kapitel acht der Verfassung lokale [[Selbstverwaltung]] aus. Finanziell sind sie stark auf die Zuweisungen der Zentralregierung angewiesen.
Die Präfekturen sind in Größe und Bevölkerungsdichte sehr unterschiedlich. Die meisten entfallen auf die Hauptinsel Honshū, während beispielsweise die zweitgrößte Insel Hokkaidō nur eine einzige Präfektur hat. Innerhalb der präfekturalen und der kommunalen Ebene gibt es – im Gegensatz zum nationalen [[Parlamentarismus]] – ein präsidentielles System, innerhalb dessen einerseits die Regierungs- und Verwaltungschefs und andererseits die Gemeindeversammlungen und Präfekturparlamente autonom gewählt werden.
==== Gemeinden ==== {{Hauptartikel|Gemeinde (Japan)}}
Die kommunale Selbstverwaltung wurde bereits im Kaiserreich Ende der 1880er Jahre nach preußischem Vorbild gestaltet und nach dem Pazifikkrieg unter alliierter Besatzung in die heutige Form gebracht, als das Recht auf [[Selbstverwaltung]] auch auf die Präfekturen ausgedehnt wurde.
Einen Sonderstatus unter den Gemeinden haben die 20 „Großstädte per Regierungserlass“ (”[[seirei shitei toshi]]”). Voraussetzung für die Ernennung sind unter anderem eine Mindestbevölkerung von 500.000 Einwohnern sowie die Zustimmung von Stadtrat und Präfekturparlament. Die ”seirei shitei toshi” sind in [Stadt-]Bezirke (”[[Ku (Japan)|Ku]]”) unterteilt und übernehmen verschiedene Verwaltungsaufgaben, die sonst den Präfekturen zustehen. Die Städte sind absteigend nach Bevölkerungszahl: [[Yokohama]], [[Osaka]], [[Nagoya]], [[Sapporo]], [[Kōbe]], [[Fukuoka]], [[Kyōto]], [[Kawasaki (Kanagawa)|Kawasaki]], [[Saitama]], [[Hiroshima]], [[Sendai]], [[Kitakyūshū]], [[Chiba]], [[Sakai]], [[Niigata]], [[Hamamatsu]], [[Kumamoto]], [[Sagamihara]], [[Shizuoka]] und [[Okayama]]. Obwohl einige Bezirke der Präfektur Tokio die nötige Bevölkerungszahl überschreiten, können sie sich als „Sonderbezirke“ nicht um diesen Status bewerben.
=== Städte ===
[[Datei:Tokyo from the top of the SkyTree.JPG|mini|Die [[Metropolregion Tokio]] ist [[Liste der größten Metropolregionen der Welt|die bevölkerungsreichste Metropolregion]] der Welt]] Im Jahr 2023 lebten 92 Prozent der Einwohner Japans in Städten.{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SP.URB.TOTL.IN.ZS?locations=JP |titel=Urban population (% of total population) |hrsg=[[Weltbank]] |sprache=en |abruf=2024-11-03}} Die größten Städte Japans sind:
{| class=“wikitable zebra sortable”
! Rang
! Name
! [[Präfektur (Japan)|Präfektur]]
! [[Regionen Japans|Region]]
! Einwohner (2020)
! Metropolregion
(nach [[Ministerium für Innere Angelegenheiten und Kommunikation|MIC]]-Def.)
! Erweiterte Metropolregion (2015) |
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- |
style=“text-align:center;“ |
[[Tokio]] |
[[Präfektur Tokio |
[[Kantō]] |
style=“text-align:center;“ |
[[Metropolregion Kantō |
style=“text-align:center;“ |
- |
style=“text-align:center;“ |
[[Yokohama]] |
[[Präfektur Kanagawa |
[[Kantō]] |
style=“text-align:center;“ |
[[Metropolregion Kantō |
style=“text-align:center;“ |
- |
style=“text-align:center;“ |
[[Osaka]] |
[[Präfektur Osaka |
[[Kinki]] |
style=“text-align:center;“ |
[[Kinki]]/[[Keihanshin]] |
style=“text-align:center;“ |
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style=“text-align:center;“ |
[[Nagoya]] |
[[Präfektur Aichi |
[[Chūbu]]/[[Tōkai (Region) |
style=“text-align:center;“ |
[[Chūkyō (Region) |
style=“text-align:center;“ |
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style=“text-align:center;“ |
[[Sapporo]] |
[[Hokkaidō]] |
[[Hokkaidō]] |
style=“text-align:center;“ |
[[Metropolregion Sapporo |
style=“text-align:center;“ |
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[[Fukuoka]] |
[[Präfektur Fukuoka |
[[Kyūshū]] |
style=“text-align:center;“ |
[[Metropolregion Kitakyūshū-Fukuoka |
style=“text-align:center;“ |
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[[Kawasaki (Kanagawa) |
[[Präfektur Kanagawa |
[[Kantō]] |
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[[Metropolregion Kantō |
style=“text-align:center;“ |
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style=“text-align:center;“ |
[[Kōbe]] |
[[Präfektur Hyōgo |
[[Kinki]] |
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[[Kinki]]/[[Keihanshin]] |
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[[Kyōto]] |
[[Präfektur Kyōto |
[[Kinki]] |
style=“text-align:center;“ |
[[Kinki]]/[[Keihanshin]] |
style=“text-align:center;“ |
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[[Saitama]] |
[[Präfektur Saitama |
[[Kantō]] |
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[[Metropolregion Kantō |
style=“text-align:center;“ |
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} |
Volkszählungen 2020 und 2015
{{Siehe auch|Liste der Städte in Japan}}
== Bevölkerung == === Demografie === {{Hauptartikel|Demografie Japans|Japaner}} [[Datei:Historical population of Japan.svg|mini|Bevölkerungsentwicklung (Jahr 500 bis 2023)]] [[Datei:Bevölkerungspyramide Japan 2016.png|mini|Japan ist die älteste Gesellschaft weltweit]] Die [[Volkszählung]] aus dem Jahr 2010 weist eine Gesamtbevölkerung Japans von 128.056.026 Menschen aus. Die Einwohnerzahlen sind aber seit Jahren rückläufig, so gab das [[Ministerium für Innere Angelegenheiten und Kommunikation]] am 31. März 2012 eine Gesamtbevölkerung von 126.659.683 an.{{Internetquelle |url=http://www.soumu.go.jp/main_content/000170587.xls |titel=平成24年住民基本台帳年齢別人口 (市区町村別) |hrsg=[[Ministerium für Innere Angelegenheiten und Kommunikation]] |format=[[Microsoft Excel|MS Excel]]; 1,4 MB |sprache=ja |abruf=2012-11-11}}{{Internetquelle |url=http://www.asianewsnet.net/news-34789.html |titel=Japan’s population drops for 3rd year |hrsg=Asia News Network |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140116202522/http://www.asianewsnet.net/news-34789.html |archiv-datum=2014-01-16 |abruf=2012-11-11}} 2050 soll die Einwohnerzahl noch 107 Millionen betragen, womit Japan bis Mitte des Jahrhunderts 20 Millionen Einwohner verlieren würde.{{Internetquelle |url=https://esa.un.org/unpd/wpp/DataQuery/ |titel=World Population Prospects – Population Division – United Nations |abruf=2017-07-13}}
Die Gesellschaft ist [[Ethnie|ethnisch]] und [[Allgemeine Linguistik|linguistisch]] weitgehend [[Homogenität (Soziologie)|homogen]]. Der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung lag 2014 bei 2 Prozent.[https://www.zeit.de/politik/ausland/2014-04/japan-fluechtlinge-einwanderer/komplettansicht Japan und seine sechs Flüchtlinge] auf Zeit Online, abgerufen am 28. April 2018.
Die [[Lebenserwartung]] der Einwohner Japans ab der Geburt lag 2022 bei 84 Jahren{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SP.DYN.LE00.IN?locations=JP |titel=Life expectancy at birth, total (years) |werk=World Bank Open Data |hrsg=Weltbank |datum=2024 |sprache=en |abruf=2024-11-03}} (Frauen: 87,1{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SP.DYN.LE00.FE.IN?locations=JP |titel=Life expectancy at birth, female (years) |werk=World Bank Open Data |hrsg=Weltbank |datum=2024 |sprache=en |abruf=2024-11-03}}, Männer: 81,1{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SP.DYN.LE00.MA.IN?locations=JP |titel=Life expectancy at birth, male (years) |werk=World Bank Open Data |hrsg=Weltbank |datum=2024 |sprache=en |abruf=2024-11-03}}). Japan ist damit der Staat mit der weltweit höchsten Lebenserwartung.
Probleme der Gesellschaft sind [[Alterung der Bevölkerung|Überalterung]], [[Jugendarbeitslosigkeit]] und ein Rückgang der [[Geburtenziffer]].Felix Lill: [https://www.nzz.ch/panorama/kinderkriegen-in-japan-zu-teuer-ld.1623880 ”Kinderkriegen in Japan? Zu teuer! Und Schwangere müssen um ihren Job bangen”] In: [[Neue Zürcher Zeitung|NZZ.ch]], 19. Mai 2021, abgerufen am 22. Mai 2021 Der [[Median]] des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2020 bei 48 Jahren,{{Internetquelle |url=https://population.un.org/wpp/Download/SpecialAggregates/EconomicTrading/ |titel=World Population Prospects 2022 – Population Dynamics -Download Files |hrsg= [[Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen]] |datum=2020 |sprache=en |abruf=2023-03-15}} womit sie die älteste Gesellschaft der Welt war. Politisch und gesellschaftlich scheint es unmöglich, eine verstärkte Immigration zuzulassen.Erin Aeran Chung: ”Immigration and Citizenship in Japan.” Cambridge University Press, Cambridge 2010, ISBN 978-0-521-51404-0, S. 3 f.
{{Siehe auch|Gesellschaft Japans|Frauen in Japan|Soziales Verhalten in Japan}}
=== Minderheiten ===
=== Sprache und Schrift === {{Hauptartikel|Japanische Sprache|Japanische Schrift}}
Die Landessprache ist Japanisch und wird von nahezu der gesamten Bevölkerung und den meisten Minderheiten gesprochen. Es existieren [[Liste der japanischen Dialekte|zahlreiche regionale Dialekte]]. In der Schule wird als Fremdsprache am häufigsten [[Englische Sprache|Englisch]] gelehrt, es wird jedoch häufig kritisiert, dass sich der japanische Englischunterricht zu sehr auf das Bestehen des [[Test of English for International Communication|TOEIC-Tests]] konzentriere und nur unzureichende Kommunikationsfähigkeiten vermittele. Die zweithäufigste Fremdsprache ist [[Chinesische Sprachen|Chinesisch]].
Die japanische Sprache verwendet neben den [[Chinesische Schrift|chinesischen Schriftzeichen]] ([[Kanji]]) zwei eigene Silbenschriftsysteme ([[Hiragana]] und [[Katakana]]), die von chinesischen Schriftzeichen abgeleitet sind. Ortsnamen auf Straßenschildern, Bahnhöfe und Ähnliches sind meist in Kanji und in lateinischer Umschrift ([[Japanische Schrift#Rōmaji|Rōmaji]]) beschildert.
Minderheitensprachen autochthoner Völker sind das nicht mit dem Japanischen verwandte [[Ainu (Sprache)|Ainu]] im Nordteil der Insel Hokkaido und die mit dem Japanischen verwandten, aber eine eigenständige Gruppe bildenden [[Ryūkyū-Sprachen]] auf den gleichnamigen Inseln.
=== Religion === {{Hauptartikel|Religion in Japan}} [[Datei:Gate’nishihongwanji.jpg|mini|hochkant|Tor zum [[Nishi-Honganji]], [[Kyōto]]]]
In Japan haben immer mehrere religiöse Glaubensformen nebeneinander bestanden. Die wichtigsten sind der [[Shintō]], der sich von der japanischen Urreligion herleitet, und der [[Buddhismus]], der die Inseln im 5. oder 6. Jahrhundert erreichte. Heute gehören über 80 % der Einwohner beiden Hauptreligionen gleichzeitig an, daher wird die religiöse Grundeinstellung als [[Synkretismus|synkretistisch]] bezeichnet.
Shintō (dt. ”Weg der [[Kami]]”) – oft auch als Shintoismus bezeichnet – ist der [[Glaube (Religion)|Glaube]] an die einheimischen Götter, die Naturkräfte, aber auch vergöttlichte Ahnen verkörpern können. Shintō ist eine [[Polytheismus|polytheistische]] Religion ohne Gründer und ohne festgelegte Lehren und beruht daher auf einem anderen Religionskonzept als die monotheistischen [[Schriftreligion]]en. Auch Jenseits- und Moralvorstellungen sind nicht deutlich herausgearbeitet und stark vom Buddhismus oder von chinesischen Konzepten beeinflusst. Im Grunde ist der Shintō ein Nebeneinander lokaler Traditionen mit einem gemeinsamen rituellen Kern. Viele Richtungen des Shintō berufen sich allerdings auf die Mythen des Altertums. In deren Mittelpunkt steht die Sonnengöttin [[Amaterasu]], von der sich die Familiendynastie der japanischen Tennō herleitet.
Der Buddhismus ist in viele verschiedene Schulen oder Richtungen gegliedert, die fast alle dem [[Mahayana]]-Buddhismus angehören. Zu den bekanntesten buddhistischen Richtungen in Japan zählen der [[Zen]]-Buddhismus, der [[Amitabha]]-Buddhismus und der [[Nichiren-Buddhismus]]. In der Religion gibt es darüber hinaus chinesische Einflüsse durch [[Daoismus]] und [[Konfuzianismus]], die von Shintō und Buddhismus aufgenommen und integriert wurden.
Das [[Christentum in Japan|Christentum]] spielte in der Geschichte vor allem im 16. und 17. Jahrhundert eine gewisse Rolle, nimmt aber heute nur noch eine Randstellung ein.
Ein wichtiges Element stellen die „[[Neue Religionen in Japan|Neuen Religionen]]“ dar, die sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts immer stärker ausbreiten und oft eine eigenwillige Mischung aus Shintō, Buddhismus und anderen [[Weltreligion]]en propagieren. Seit dem Zweiten Weltkrieg herrscht gegenüber diesen Richtungen eine besonders große religiöse Toleranz, sodass gegenwärtig rund 300 solcher Glaubensgemeinschaften amtlich gelistet sind.
=== Gesundheit ===
Bereits vor der Öffnung Japans gegenüber dem Westen war die japanische medizinische Wissenschaft innovativ. So fûhrte die erste Operation unter Vollnarkose 1804 [[Hanaoka Seishū]] durch. Als Begründer der modernen westlichen Medizin in Japan gelten [[Erwin Bälz]] und [[Julius Scriba]].
Japan gehört zu den Ländern, die universelle Gesundheitsvorsorge für ihre Staatsbürger zur Verfügung stellen. Jeder Bewohner muss gesetzlich versichert sein. Gesundheitliche Dienstleistungen werden entweder durch regionale oder nationale öffentliche Krankenhäuser oder durch private Krankenhäuser und Kliniken erbracht. Patienten haben universellen Zugang zu jeder Einrichtung, obwohl Krankenhäuser für Personen ohne eine Überweisung tendenziell höhere Gebühren erheben. Öffentliche Krankenversicherungen decken die Kosten für die meisten Bürger ab und zahlen 70 % oder mehr für jede Pflege und jedes verschriebene Medikament. Für den Rest sind die Patienten selbst verantwortlich. Der Anteil, der privat gezahlt wird, orientiert sich am verfügbaren Einkommen der Person und kann maximal 30 % betragen. Die private [[Krankenzusatzversicherung]] ist nur zur Deckung der Zuzahlungen oder nicht gedeckten Kosten verfügbar und leistet in der Regel eine feste Vergütung pro Tag im Krankenhaus. Viele Krankenversicherungen laufen in Japan über den Arbeitgeber. 2015 gab Japan 10,9 % seiner Wirtschaftsleistung für das Gesundheitssystem aus, wovon 84,1 % staatlich finanziert wurden. Als größtes Problem des Gesundheitswesens gilt die zukünftige Finanzierung, da aufgrund der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft mit stark wachsenden Kosten gerechnet werden muss.{{Literatur |Autor=Martin Kölling |Titel=Gesundheitssysteme weltweit: Auch anderswo ein Spielfeld für Ideologen |Datum=2017-06-23 |Online=https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/gesundheitssysteme-weltweit-japan-keine-wahlfreiheit-bei-krankenkassen/19579606-9.html |Abruf=2018-10-02}}{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SH.XPD.CHEX.GD.ZS?locations=JP&year_high_desc=true |titel=Current health expenditure (% of GDP) {{!}} Data |sprache=en-US |abruf=2018-10-02}}
Japan schneidet im internationalen Vergleich bei verschiedenen Gesundheitsindikatoren hervorragend ab. Die [[Lebenserwartung]] der Einwohner Japans ab der Geburt lag 2022 bei 84 Jahren (Frauen: 87,1{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SP.DYN.LE00.FE.IN?locations=JP |titel=Life expectancy at birth, female (years) |werk=World Bank Open Data |hrsg=Weltbank |datum=2024 |sprache=en |abruf=2024-11-03}}, Männer: 81,1{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SP.DYN.LE00.MA.IN?locations=JP |titel=Life expectancy at birth, male (years) |werk=World Bank Open Data |hrsg=Weltbank |datum=2024 |sprache=en |abruf=2024-11-03}}). Seit dem Jahre 1960 konnte die durchschnittliche Lebenserwartung um mehr als 16 Jahre gesteigert werden (Universelle Krankenversicherung existiert seit 1961). Das Land hatte einen der niedrigsten Anteile von übergewichtigen Personen unter den Industrieländern. Die [[Kindersterblichkeit|Kinder- und Müttersterblichkeit]] ist vergleichsweise sehr niedrig und weniger als 0,1 % der Bevölkerung sind [[HIV-Positive I|HIV-Positiv]]. Als weniger leistungsfähig dagegen gilt das Gesundheitswesen im Hinblick auf [[psychische Erkrankungen]]. Das Land hat eine der höchsten [[Suizid]]raten und trotz eingeleiteter Reformen wenden zahlreiche Psychiatrien und psychiatrische Einrichtungen veraltete Methoden im Umgang mit Patienten an.{{Internetquelle |url=http://apps.who.int/gho/data/node.home |titel=GHO {{!}} By theme |abruf=2018-10-02}}{{Literatur |Titel=Suicide in Japan: the Reasons, the Statistics, and the TELL Support {{!}} Tokyo Weekender |Sammelwerk=Tokyo Weekender |Datum=2017-08-18 |Online=https://www.tokyoweekender.com/2017/08/suicide-in-japan-the-reasons-the-statistics-and-the-tell-support/ |Abruf=2018-10-04}}
{| class=“wikitable” style=“text-align:center;”
|+ Entwicklung der LebenserwartungQuelle: UN; {{Internetquelle |url=https://population.un.org/wpp/DataQuery/ |titel=World Population Prospects – Population Division – United Nations |abruf=2018-10-04}}
|-
! Zeitraum
! Lebenserwartung in
Jahren
! Zeitraum
! Lebenserwartung in Jahren |
---|
1950–1955 |
62,8 |
1985–1990 |
78,5 |
- |
1955–1960 |
66,4 |
1990–1995 |
79,4 |
- |
1960–1965 |
69,2 |
1995–2000 |
80,5 |
- |
1965–1970 |
71,4 |
2000–2005 |
81,8 |
- |
1970–1975 |
73,3 |
2005–2010 |
82,7 |
- |
1975–1980 |
75,4 |
2010–2015 |
83,3 |
- |
1980–1985 |
77,0 |
2015–2020 |
84,4 |
} |
== Landesnamen == Der Landesname setzt sich aus den Zeichen {{lang|ja|日}} (Aussprache ”ni,” „Tag, Sonne“) und {{lang|ja|本}} (Aussprache ”hon,” „Ursprung, Wurzel, Beginn“) zusammen. Japan ist deshalb auch als das „Land der aufgehenden Sonne“ bekannt. Der zusammengesetzte Begriff kann sowohl ”Nippon” ({{lang|ja|にっぽん}}) als auch ”Nihon” ({{lang|ja|にほん}}) ausgesprochen werden: Während ”Nippon” eher in der [[Amtssprache|formalen Sprache]], auf japanischem Geld und Briefmarken sowie bei internationalen Veranstaltungen verwendet wird, kommt in der Alltags- und [[Umgangssprache]] ”Nihon” häufiger vor.
Die Nomenklatur des Landesnamens entstammt der offiziellen Korrespondenz der japanischen Herrscher mit der chinesischen [[Sui-Dynastie]] (6.–7. Jahrhundert) und bezieht sich auf die von China aus gesehen östliche Lage des Landes. Die [[Kun-Lesung|rein japanische Lesung]] anstelle des [[On-Lesung|sinojapanischen]] ”Nihon” oder ”Nippon” ist ”Hi no Moto (no Kuni)” ({{lang|ja|日[の]本([の]国)}}). Zuvor war das Land als ”Wakoku” ({{lang|ja|倭国}}, „Land der Wa“) bekannt, wobei Wa ({{lang|ja|倭}}) erst ein [[Volksbezeichnung|Demonym]] war und dann auch für das Land als Ganzes verwendet wurde. Da das von den Chinesen verwendete Schriftzeichen {{lang|ja|倭}} als „Zwerg“ verstanden werden kann, wurde dieses später in Japan durch das homophone {{lang|ja|和}} „Harmonie“ ersetzt. Beide Schriftzeichen wurden üblicherweise auch mit dem Präfix {{lang|ja|大}} „groß“ verwendet, um die historische Bezeichnung ”Yamato” zu schreiben, welche im engeren Sinne die [[Provinz Yamato]], die Keimzelle des japanischen Kaiserreichs, bedeutet und damit als [[pars pro toto]] im weiteren Sinne auch das ganze Land. Eventuell ist Yamato identisch mit dem Wa-Land [[Yamatai]], das in chinesischen Quellen aus dem 3. Jahrhundert beschrieben wird.
Der Name „Japan“ ist ein [[Exonym und Endonym|Exonym]], das sich vermutlich von einer [[Hochchinesisch|Mandarin-]] oder [[Wu (Sprache)|Wu]]-Aussprache der Schriftzeichen ableitet. So gab etwa [[Marco Polo]] den chinesischen Begriff für Japan ({{zh|v=日本国|t=日本國|p=rìběnguó}}) als ”[[Cipangu]]” wieder. Das ältere [[Malaiische Sprache|malaiische]] Wort für Japan, ”Jepang” (heute ”Jepun”), wurde ebenfalls einem vermutlich südchinesischen Dialekt entlehnt. Portugiesische Händler, die im 16. Jahrhundert in [[Malakka (Bundesstaat)|Malakka]] auf den Begriff ”Jepang” stießen, brachten ihn dann mit nach Europa. Im Englischen findet sich der Landesname in der Schreibweise „Giapan“ zum ersten Mal in einem Brief aus dem Jahr 1565.
Mythologische Namen sind ”Toyo-ashi-hara no chi-aki no naga-i-ho-aki no mizu-ho no kuni” ({{lang|ja|豐葦原之千秋長五百秋之水穗國}}, dt. „Land der üppigen Schilfgefilde, 1000 Herbste, langen 500 Herbste und der fruchtbaren Reisähren“) im [[Kojiki]], ”Toyo-ashi-hara no chi-i-ho-aki no mizu-ho no kuni” ({{lang|ja|豐葦原千五百秋瑞穂之地}}, dt. „Land der üppigen Schilfgefilde, der 1500 Herbste und der fruchtbaren Reisähren“) im [[Nihonshoki]], kurz auch ”Toyoashihara no kuni” ({{lang|ja|豊葦原国}}) und ”Mizuho no kuni” ({{lang|ja|瑞穂国}}), ”Ashihara no [[naka-tsu-kuni]]” (in Kojiki und Nihon Shoki: {{lang|ja|葦原中國}}, dt. „Land der Mitte [zwischen dem Himmel [[Takamanohara]] und der Unterwelt [[Yomi]] no kuni] der Schilfgefilde“) sowie ”Ōyashima no Kuni” (Kojiki: {{lang|ja|大八嶋國}}, Nihon Shoki: {{lang|ja|大八洲國}}, dt. „Land der großen acht Inseln“), kurz auch ”Yashima”.
Der zweite Bestandteil ”koku” („Land, Staat“) im offiziellen Landesnamen ”Nihon-koku”, aus dem sich der vollständige Name „Staat Japan“ oder „Japanischer Staat“ ergibt, wird in europäischen Sprachen oft nicht übersetzt. Dort wird der amtliche Landesname meist nur als „Japan“ ohne Zusatz wiedergegeben.
== Geschichte == {{Hauptartikel|Geschichte Japans|Periodisierung der japanischen Geschichte}}
; [[Jōmon-Zeit|Jōmon-Periode]]: In der Zeit von 10.000 v. Chr. bis etwa 300 v. Chr. wanderten Menschen (vermutlich) aus Zentralasien, [[Sibirien]] und dem südpazifischen Raum in das Gebiet des heutigen Japan ein. ; [[Yayoi-Zeit|Yayoi-Periode]]: Erste bestätigte Kontakte mit dem [[Kaiserreich China|chinesischen Reich]] gab es von etwa 300 v. Chr. bis etwa 300 n. Chr. ; [[Kofun-Zeit|Kofun-Periode]]: [[Datei:Horyu-ji11s3200.jpg|mini|[[Hōryū-ji]] (Baujahr 607)]] Große [[Kofun|Schlüsselgräberanlagen]] stammen aus der Kofun-Periode von etwa 300 bis 710 n. Chr. Es gab einen engen politischen Kontakt mit dem Nachbarland [[Korea]] und Einwanderung von Korea nach Japan. Ab dem 5. Jahrhundert fand die Übernahme der [[Chinesische Schrift|chinesischen Schrift]] statt. ; [[Nara-Zeit|Nara-Epoche]] (710–794): In der Nara-Periode wurde der [[Buddhismus]] stark gefördert. Die [[Staatsform]] lehnte sich an das [[Geschichte Chinas|chinesische Vorbild]] an. ; [[Heian-Zeit|Heian-Epoche]] (794–1185): Aufschwung der höfischen Kultur in [[Heian-kyō]] ([[Kyōto]]), vor allem [[Dichtung]] und [[Japanische Literatur|Literatur]]. Die Macht des [[Kaiser]]s wurde allmählich geschwächt und Kriegerfamilien etablierten sich. Zum Ende der Heian-Periode begründete die [[Minamoto]]-Familie das erste [[Shōgun]]at. ; [[Kamakura-Zeit|Kamakura-Epoche]] (1192–1333): Während der Kamakura-Periode unternahm [[Kublai Khan]] zwei [[Mongoleninvasionen in Japan|Invasionsversuche in Japan]], die jedoch durch später als göttlich interpretierte [[Taifun]]e ([[Kamikaze (Mongoleneinfall)|Kamikaze]], ”Götterwind”) verhindert wurden. [[Datei:Samurai.jpg|mini|[[Samurai]] Foto von [[Felice Beato]]]] ; [[Muromachi-Zeit|Muromachi-Epoche]] (1333–1573): Die mächtigen unabhängigen [[Daimyō]] unterhielten ihre eigenen Armeen mit [[Samurai]]. Das [[Shōgun]]at verlor die Kontrolle, und die „[[Sengoku-Zeit|Zeit der streitenden Reiche]]“ ”(sengoku jidai)” begann. ; [[Sengoku-Zeit|Sengoku-Epoche]] (1477–1600): [[Datei:Map Japan Genki1-en.svg|mini|Japan im Jahre 1570 ([[Sengoku-Zeit]])]] Die drei Reichseiniger ([[Oda Nobunaga]], [[Toyotomi Hideyoshi]], [[Tokugawa Ieyasu]]) beendeten in der [[Azuchi-Momoyama-Zeit|Azuchi-Momoyama-Epoche]] (1568 bis 1603) den über 100-jährigen [[Bürgerkrieg]]. Vor der folgenden Abschließung Japans liegt die [[Epoche des Namban-Handels]], des Handels mit Portugiesen, Spaniern und Niederländern von 1543 bis 1639. ; [[Edo-Zeit|Edo-Ära]] (1603–1867): Während der [[Abschließung Japans]] in der Edo-Zeit waren Aus- und Einreise für Japaner und Ausländer verboten. Mit Ausnahme von beschränktem Austausch mit China und den Niederlanden, denen 1639 als einzigen Europäern der Aufenthalt in Japan auf der künstlichen Insel [[Dejima]] vor [[Nagasaki]] gestattet wurde, bestand kaum Kontakt zu anderen Staaten. Die [[Tokugawa]]-Familie behielt für über 250 Jahre die Kontrolle über die anderen [[Daimyō]]. Diese Periode war von großem Wohlstand für das japanische Volk geprägt. Die Bevölkerung wuchs stetig. Das heutige [[Tokio]] wuchs in dieser Zeit zur größten Metropolregion der Welt. 1854 segelte US-[[Kommodore]] [[Matthew Calbraith Perry|Matthew Perry]] mit seiner Flotte von vier Kriegsschiffen unbehelligt in den Hafen des heutigen Tokio, um einen Brief des US-Präsidenten [[Millard Fillmore]] zu übergeben, in dem dieser die Tokugawa-Regierung zum offenen Handel mit den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] auffordert. Die Leichtigkeit, mit der Perry in den Hafen einlaufen konnte, offenbarte die Schwäche des Tokugawa-Regimes. Dies führte zu einem Aufstand regionaler Herrscher und mündete letztlich in eine Wiedereinsetzung des Kaisers, dem nur wenig reale politische Macht verliehen wurde. ; [[Meiji-Zeit|Meiji-Ära]] (1868–1912): [[Datei:Emperor Meiji painted by Takagi Haisui.jpg|mini|links|180px|Kaiser [[Meiji]] (1868–1912), in seinem Namen war die [[Meiji-Restauration]] am Ende des [[Tokugawa-Shogunat]]s mit Kaiserlicher Herrschaft hergestellt]] Die Reform des Kaiserhauses unter dem [[Meiji]]-Tennō ab 1868 ([[Meiji-Restauration]] und [[Moderne]]) beendete die Zeit des Kriegeradels und läutete die Moderne ein. Das ab 1868 [[Europäisierung (Politikwissenschaft)|europäisierte]] Land erhielt eine moderne [[Meiji-Verfassung|Verfassung]] und ein Parlament, so dass Japan eine [[konstitutionelle Monarchie]] wurde. [[Korea unter japanischer Herrschaft|Korea]] wurde 1910 von Japan kolonialisiert, wodurch die Beziehungen noch heute belastet werden. ; [[Taishō-Zeit|Taishō-Ära]] (1912–1926): Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] (1914 bis 1918) stand Japan auf Seiten der [[Triple Entente|Entente]] und übernahm nach Kriegsende deutsche Territorien. Die Taishō-Ära war durch kulturelle Dynamik und wirtschaftlichen Aufschwung gekennzeichnet. Es war eine Zeit der demokratischen Experimente mit einem parlamentarischen System. Letztendlich scheiterte die [[Demokratie]] durch Instabilität, ganz ähnlich wie Deutschland während der [[Weimarer Republik]]. Das Militär übernahm mehr und mehr die faktische Kontrolle. ; [[Shōwa-Zeit|Shōwa-Ära]] Teil 1 (1926–1945): [[Datei:Pacific Area - The Imperial Powers 1939 - Map.svg|mini|[[Japanisches Kaiserreich]], 1939]] 1931 besetzte Japan den Nordosten [[Republik China (1912–1949)|Chinas]] und gründete 1932 den abhängigen Staat ”[[Mandschukuo]]” ([[Mandschurei]]). 1937 eroberte Japan weitere Territorien von [[Republik China (1912–1949)|China]]. Japan vertrieb mit Unterstützung [[Siam]]s und diverser Einheimischer die europäischen [[Kolonialismus|Kolonialmächte]] aus den südostasiatischen Ländern, um sein eigenes [[Japanische Kolonien|Kolonialreich]] auszubauen. Die USA sahen ihre Interessen in Asien (vor allem ihre Kolonien wie die Philippinen) gefährdet und reagierten mit zahlreichen Sanktionen, einem [[Embargo]] und dem Einfrieren japanischen Vermögens im Ausland. Im Dezember 1941 griffen daraufhin japanische [[Formation (Militär)|Truppen]] den US-Stützpunkt [[Angriff auf Pearl Harbor|Pearl Harbor]] auf [[Hawaii]] an. Damit weitete sich der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] auf den [[Pazifischer Ozean|Pazifischen Ozean]] aus. Nicht nur in China, sondern auch in den anderen japanischen Territorien [[Südostasien]]s verübte Japan [[Japanische Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg|Kriegsverbrechen]], z. B. [[Trostfrauen|Zwangsprostitution]], das [[Massaker von Nanking]] und Experimente an Menschen durch die [[Einheit 731]]. Bis 1945 gelang es [[Kriegführende Staaten im Zweiten Weltkrieg#Alliierte und Verbündete|alliierten Truppen]] Gebiete nahe den japanischen Inseln zu erobern, doch besonders auf kleineren Inseln – auch fernab des japanischen Kernlandes – tobten noch heftige Kämpfe. Der Kaiser sowie der Premierminister und seine Anhänger wollten Friedensverhandlungen aufnehmen, doch das Militär hatte mehr Macht. Am 6. August 1945 warfen die US-Amerikaner eine [[Kernwaffe|Atombombe]] über der Stadt [[Hiroshima]] und am 9. August eine weitere über [[Nagasaki]] ab. Noch heutzutage leiden viele Menschen und ihre Nachkommen unter den Folgen der [[Strahlenkrankheit]] ([[Hibakusha]]). Nach den [[Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki|Atombombenabwürfen]] und dem Kriegseintritt der Sowjetunion am 8. August 1945 [[Kapitulation Japans|kapitulierte]] Japan am 15. August 1945 bedingungslos, der Kaiser verlas um 12.00 Uhr mittags den „[[Gyokuon-hōsō|kaiserlichen Erlass zur Beendigung des Krieges]]“, der im Radio übertragen wurde. ; [[Shōwa-Zeit|Shōwa-Ära]] Teil 2 (1945–1989): Nach der Kapitulation begann der Wiederaufbau, zunächst unter der [[Besatzungszeit in Japan|Alliierten Besatzung]], die 1952 offiziell beendet wurde. Vom ehemaligen Kriegsgegner [[Vereinigte Staaten]] wurde Japan als Vorposten gegen den [[Kommunismus]] in das westliche Bündnissystem integriert. Obwohl nicht in den [[Marshallplan]] eingebunden, erhielt Japan unter anderem durch das [[GARIOA]]-Programm wirtschaftliche Aufbauhilfe von den Vereinigten Staaten. Es setzte vor allem mit Beginn des [[Koreakrieg]]es eine rasante wirtschaftliche Entwicklung ein, in der [[Wirtschaft Japans|japanische Firmen]] Schritt für Schritt Marktanteile in allen wichtigen [[Schlüsselindustrie]]n erobern konnten. Japan erwies sich als stabile, friedliche [[Demokratie]]. ; [[Heisei-Zeit|Heisei-Ära]] (1989 bis 2019): Faule Bankenkredite und überbewertete Immobilien ließen Anfang der 1990er Jahre die [[Bubble Economy]] platzen, und Japan rutschte in eine Phase von [[Deflation]] und hoher [[Staatsverschuldung]], die wirtschaftliche Stagnation auf hohem Niveau bedeutete. Diese bis etwa 2010 anhaltende Zeit wurde unter dem Namen „[[Ushinawareta Nijūnen|Verlorene Jahrzehnte]]“ bekannt. Unternehmen und Banken wurden daraufhin behutsam saniert, und allmählich kommt es wieder zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. : Im März 2011 erfolgte das starke [[Tōhoku-Erdbeben 2011|Erdbeben in der östlichen Region Tōhoku]] mit einer [[Momenten-Magnituden-Skala|Momenten-Magnitude]] von 9,1 Mw, das zahlreiche Opfer forderte und die [[Nuklearkatastrophe von Fukushima]] auslöste. ; [[Reiwa-Zeit|Reiwa-Ära]] (2019 bis heute): [[Datei:COVID-19 outbreak Japan per capita cases map.svg|mini|COVID-19-Fälle pro 100.000 Einwohner nach [[Präfektur (Japan)|Präfektur]]]] Mit den ersten bekannten Fällen von [[COVID-19]] im Januar 2020 begann die [[COVID-19-Pandemie in Japan]], die sich negativ auf die Wirtschaft auswirkte und mehr als 40.000 Menschen das Leben kostete (Stand: September 2022).
== Politik == {{Hauptartikel|Politisches System Japans}} [[Datei:Shigeru Ishiba 20240607.jpg|mini|hochkant|[[Premierminister von Japan|Premierminister]] [[Shigeru Ishiba]]]]
Japan ist gemäß der Verfassung von 1947 eine parlamentarische Demokratie mit dem Kaiser ([[Tennō]]) als „Symbol des Staates und der Einheit des Volkes“Artikel 1, [[Verfassung des Staates Japan|Japanische Verfassung]] vom 3. November 1946. mit den zeremoniellen Aufgaben eines Staatsoberhaupts; seine Stellung im Staat „leitet sich vom Willen des Volkes ab, bei dem die souveräne Macht ruht“.
Die Legislative besteht aus einem Zweikammerparlament; das bedeutendere Unterhaus wird spätestens alle vier Jahre neu gewählt. Die Exekutive wird vom [[Japanisches Kabinett|Kabinett]] unter Leitung des [[Premierminister von Japan|Premierministers]] gebildet, der von beiden Kammern des Parlaments, im Konfliktfall vom Unterhaus, bestimmt wird. An der Spitze der Judikative steht der [[Oberster Gerichtshof (Japan)|Oberste Gerichtshof]], dessen Richter vom Kabinett ernannt und vom Volk bestätigt werden.
Das [[Politische Parteien in Japan|Parteiensystem Japans]] wurde ab den späten 1990er Jahren von zwei großen Parteien, der dominanten rechtskonservativen bis [[Japanischer Nationalismus|nationalistischen]] [[Liberaldemokratische Partei (Japan)|Liberaldemokratischen Partei]] und der oppositionellen [[Demokratische Partei (Japan, 1996–2016)|Demokratischen Partei]], bestimmt, wobei letztere seit ihrer Regierungszeit bei einigen Wahlen nur noch knapp oder nicht mehr zweitstärkste Kraft war; und seit 2017 nach Parteispaltungen und -vereinigungen u. a. mit der nationalkonservativ-wirtschaftsliberalen [[Ishin no Tō]] zur [[Demokratische Fortschrittspartei (Japan)|Demokratischen Fortschrittspartei]] in die linksliberalere [[Konstitutionell-Demokratische Partei (Japan)|Konstitutionell-Demokratische Partei]], die konservativere [[Demokratische Volkspartei (Japan)|Demokratische Volkspartei]] und die nationalkonservativ-wirtschaftsliberale [[Kibō no Tō|Partei der Hoffnung]] zersplittert war. Seit 2020 hat sich die Mehrheit der Mitglieder der ehemaligen Demokratischen Fortschrittspartei in der Konstitutionell-Demokratischen Partei konsolidiert. Daneben existieren mehrere kleinere Parteien auf nationaler Ebene, die größten darunter sind die mit den Liberaldemokraten regierende [[Kōmeitō]], die [[Kommunistische Partei Japans]] und die nationalkonservativ-regionalistische [[Nippon Ishin no Kai (2016–)|Nippon Ishin no Kai]].
=== Tennō (Kaiser) === {{Hauptartikel|Tennō|Japanisches Kaiserhaus}} [[Datei:Naruhito and Masako visit Bogor Palace 48 (cropped).jpg|mini|hochkant|Kaiser Naruhito (2023)]]
„Symbol des Staates und der Einheit des Japanischen Volkes“ ist [[Naruhito]], der 126. Tennō (dt.: ”Kaiser”, wörtlich „vom Himmel (gesandter) Herrscher“). Rechtlich gilt er nicht als [[Staatsoberhaupt]] und die souveräne [[Macht]] liegt allein beim Volk. Sein Großvater Hirohito, der [[Hirohito|Shōwa-Tennō]], hat 1945 bei der [[Kapitulation Japans]] die Göttlichkeit (”[[Arahitogami]]”) der japanischen Kaiser zurückgewiesen. Die Verfassung von 1946 gibt dem Kaiser keine politische Entscheidungsgewalt;Artikel 4 Absatz 1 Satz 2, [[Verfassung des Staates Japan|Japanische Verfassung]] vom 3. November 1946. im modernen Japan ist sein Amt zeremonieller Natur. Er ernennt formell den von beiden Parlamenten gewählten Ministerpräsidenten und den Präsidenten des obersten Gerichtshofes, er verkündet die Gesetze und beruft das Parlament ein.Artikel 6 und 7, [[Verfassung des Staates Japan|Japanische Verfassung]] vom 3. November 1946. Außerdem ist er oberster Priester des [[Shintō]].
=== Exekutive === Die Exekutive des Zentralstaates, auch Zentralregierung ({{lang|ja|中央政府}}, ”chūō seifu”) genannt, besteht aus [[Japanisches Kabinett|dem Kabinett]] unter Führung des [[Premierminister von Japan|Premierministers]] und den unterstellten Ministerien und zugeordneten Behörden. Den Posten des Premierministers hat seit Oktober 2021 [[Fumio Kishida]] inne.
Das Kabinett ist dem Parlament gegenüber verantwortlich. Der Chef der Exekutive, der Premierminister, wird von Oberhaus und Unterhaus gewählt und dann vom Tennō ernannt. Bei einem Konflikt gilt das Votum des Unterhauses. Nur Abgeordnete des Ober- oder des Unterhauses können zum Premierminister gewählt werden. Der Premierminister ernennt (und entlässt) die Minister seines Kabinetts, die in der Mehrheit ebenfalls Abgeordnete des Ober- oder Unterhauses sein müssen. Nach den Erfahrungen mit dem japanischen Militarismus ist in der Verfassung außerdem festgeschrieben, dass der Premierminister und alle seine Minister Zivilisten sein müssen.Artikel 65 ff., [[Verfassung des Staates Japan|Japanische Verfassung]] vom 3. November 1946.
Weitere Regeln sind nicht in der Verfassung festgeschrieben, entsprechen aber der politischen Tradition. So galt in der [[Liberaldemokratische Partei (Japan)|LDP]] das [[Seniorität]]sprinzip, Ministerposten werden nicht nur nach Kompetenz vergeben, sondern dienen dazu, langjährige verdiente Abgeordnete zu belohnen. Die Vergabe regeln die Chefs der [[Faktione]]n hinter den Kulissen. Faktionen sind Gruppen von Abgeordneten, in deren Zentrum ein altgedienter und einflussreicher Abgeordneter steht. Die Faktionen unterstützen ihre Mitglieder mit den für den [[Wahlkampf]] benötigten Finanzmitteln, im Gegenzug kann der Vorsitzende der Faktion bei Abstimmungen im Parlament und innerhalb der LDP-Fraktion auf die Stimmen seiner Faktion setzen.
Den Posten des Premierministers nimmt traditionell der Chef der stärksten Partei im Unterhaus ein. Da dies über Jahrzehnte die LDP war, entscheidet seit 1955 de facto also die [[Wahl des Vorsitzenden der japanischen Liberaldemokratischen Partei|Wahl des LDP-Vorsitzenden]] über die Nachfolge; einzelne Unterbrechungen waren die Jahre 1993 bis 1996 und 2009 bis 2012, als die LDP nicht den Regierungschef stellte. {{Siehe auch|Liste der Premierminister Japans}}
=== Legislative === [[Datei:Diet of Japan Kokkai 2009.jpg|mini|Das japanische [[Parlamentsgebäude (Tokio)|Parlamentsgebäude]] in [[Nagatachō]], [[Chiyoda]], [[Präfektur Tokio]]]] [[Datei:The Diet.jpg|mini|Plenarsaal des Abgeordnetenhauses]]
Das Parlament (”[[Kokkai]]”, „Nationalversammlung“) ist das höchste Organ der Staatsgewalt und die einzige gesetzgebende Körperschaft Japans. Es ist zweigeteilt in den Senat (”[[Sangiin]]”, „Rätekammer“) als Oberhaus und das Abgeordnetenhaus (”[[Shūgiin]]”, etwa „Massenberatungskammer“, auch Repräsentantenhaus) als Unterhaus. Beide Kammern werden direkt gewählt. Bei der [[Wahl des Premierministers von Japan|Wahl des Premierministers]], beim Haushalt und der Ratifizierung internationaler Verträge hat der Wille des Unterhauses grundsätzlich Vorrang, in der Gesetzgebung ist die Zustimmung beider Kammern oder eine Zweidrittelmehrheit im Unterhaus erforderlich. Insbesondere Personalnominierungen der Regierung und VerfassungsänderungsvorschlägeArtikel 96 ff., [[Verfassung des Staates Japan|Japanische Verfassung]] vom 3. November 1946. bedürfen in jedem Fall der Zustimmung beider Parlamentskammern.Artikel 41 ff., [[Verfassung des Staates Japan|Japanische Verfassung]] vom 3. November 1946.
Im Parlament sitzen seit Reformen aus den Jahren 2017 und 2018 nur noch 710 [[Abgeordneter|Abgeordnete]]: 465 im Unterhaus und 245 im Oberhaus. Von den 465 Sitzen des Abgeordnetenhauses werden 289 in [[Wahlkreis#Typologie|Einmandatswahlkreisen]] nach dem [[Mehrheitswahl]]recht und 176 in 11 regionalen Mehrmandatswahlkreisen (regionalen „Blöcken“) nach dem [[Verhältniswahl]]recht gewählt, von den 245 Sitzen im Senat 146 nach nicht übertragbarer Einzelstimmgebung in 45 Ein- und Mehrmandatswahlkreisen, von denen 43 deckungsgleich mit Präfekturen sind und zwei jeweils zwei Präfekturen umfassen, 96 nach Verhältniswahlrecht mit Vorzugsstimme in einem landesweiten Wahlkreis.
[[Wahlrecht#Passives Wahlrecht|Passives Wahlrecht]] für das Abgeordnetenhaus erhalten alle Männer und Frauen mit dem vollendeten 25. Lebensjahr, im Oberhaus muss das 30. Lebensjahr vollendet sein. Aktiv wahlberechtigt sind seit 2016 alle japanischen Männer und Frauen mit vollendetem 18. Lebensjahr. Das [[Frauenwahlrecht in Japan|Frauenwahlrecht]] wurde auf nationaler Ebene im Jahr 1945 eingeführt.Jad Adams: ”Women and the Vote. A World History.” Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, S. 438. Im Kaiserreich war die Bewegung für ein Frauenwahlrecht am Reichstag gescheitert: nach mehreren erfolglosen Gesetzesinitiativen ohne Regierungsunterstützung brachte nach kontroversen Diskussionen der bürgerlichen Parteien das [[Kabinett Hamaguchi]] 1931 einen Gesetzentwurf für ein erstes Frauenwahlrecht auf subnationaler Ebene ein, der auch vom Abgeordnetenhaus verabschiedet, aber schließlich vom Herrenhaus blockiert wurde.Sharon H. Nolte: [https://www.jstor.org/pss/178889 ”Women’s Rights and Society’s Needs: Japan’s 1931 Suffrage Bill”] in: ”Comparative Studies in Society and History,” October 1986, Vol. 28, No. 4, pp. 690–714. Erst nach der Niederlage Japans und der Besatzung durch die Vereinigten Staaten 1945 wurden frühere politische Beschränkungen für Frauen aufgehoben und das aktive und passive Frauenwahlrecht wurde eingeführt:Kumari Jayawardena: ”Feminism and nationalism in the Third World.” Zed Books London, 5. Auflage 1994, S. 252–253. Am 12. Dezember 1945 für das Unterhaus, am 24. Februar 1947 für das Oberhaus.Mart Martin: ”The Almanac of Women and Minorities in World Politics.” Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 202. Somit war das allgemeine Wahlrecht Teil der demokratischen Verfassung, die auf die Besatzung zurückgeht.June Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden: ”International Encyclopedia of Women’s Suffrage.” ABC-CLIO Inc., Santa Barbara, Denver, Oxford 2000, ISBN 1-57607-064-6, S. 158. 67 Prozent der Frauen gingen am 10. April 1946 zur Wahl und 39 Frauen wurden gewählt.Jad Adams: ”Women and the Vote. A World History.” Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, Seite 371. Bis 1952 lagen zwar die rechtlichen Grundlagen für die Gleichstellung von Frauen in politischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht vor, aber bei der Infragestellung männlicher Vorrechte in der Regierung wurde seither nur wenig Fortschritt erzielt.
Die [[Legislaturperiode|Wahlperioden]] der beiden Kammern sind nicht automatisch synchronisiert: Das Unterhaus hat eine maximale Wahlperiode von vier Jahren, die es aber in der Nachkriegsgeschichte bisher nur einmal vollendete; in der Regel finden Unterhauswahlen vorher statt, wenn das Kabinett die Kammer auflöst, wozu es nach vorherrschender Verfassungsinterpretation jederzeit berechtigt ist oder nach einem Misstrauensvotum des Unterhauses gegen das Kabinett gezwungen ist, wenn es nicht zurücktreten will. Das Oberhaus hat eine feste Wahlperiode und kann nicht aufgelöst werden: alle drei Jahre wird gestaffelt eine Hälfte der Abgeordneten für eine sechsjährige Amtszeit gewählt.
Nach der [[Meiji-Verfassung]] von 1889 wurde der [[Reichstag (Japan)|Reichstag]] nach [[Britisches Parlament|britischem]] und [[Preußischer Landtag|preußischem Vorbild]] geschaffen. Er bestand neben dem Abgeordnetenhaus als Unterhaus aus dem Herrenhaus (”[[Kizokuin]]”) als Oberhaus und trat erstmals am 29. November 1890 zusammen. Dem Herrenhaus gehörten Mitglieder des [[Adel]]s (”[[Kazoku]]”) und vom Tennō ernannte Mitglieder an. Die beiden Parlamentskammern waren in den meisten Angelegenheiten absolut gleichberechtigt, jede konnte einen Gesetzentwurf blockieren. In der Verfassung von 1947 wurde das Herrenhaus abgeschafft und durch das gewählte Sangiin ersetzt; aus dem Reichstag wurde die heutige Nationalversammlung mit einem Primat des Abgeordnetenhauses (”Shūgiin no yūetsu”, {{lang|ja|衆議院の優越}}) in entscheidenden Punkten. Der Premierminister wird seitdem vom Parlament gewählt und muss diesem angehören. Die meisten Premierminister des Kaiserreichs gehörten dem Herrenhaus oder gar nicht dem Parlament an, nur drei waren Mitglieder des Abgeordnetenhauses. Dagegen kamen bisher alle Premierminister seit 1947 aus dem Unterhaus.
Die fortgesetzte Unterteilung in Ober- und Unterhaus war eine der wenigen wesentlichen Abweichungen der beschlossenen Verfassung von der Vorgabe der Besatzungsbehörden, der SCAP-Verfassungsentwurf hatte ein Einkammerparlament vorgesehen.
=== Judikative === [[Datei:Supreme Court of Japan 2010.jpg|mini|Gebäude des [[Oberster Gerichtshof (Japan)|Obersten Gerichtshofs]] in Chiyoda]] Die Gerichte sind nach dem Prinzip der [[Gewaltenteilung]] von den anderen beiden Zweigen der Staatsgewalt unabhängig.
An der Spitze der Gerichtsorganisation steht der [[Oberster Gerichtshof (Japan)|Oberste Gerichtshof]] (”saikō-saibansho”). Ihm gehören der Oberste Richter und die 14 weiteren Höchst-Richter an. Die Mitglieder werden vom Kabinett ausgewählt. Der Oberste Richter wird – als einziger staatlicher Amtsträger neben dem Premierminister – formell vom Tennō ernannt,Artikel 6, [[Verfassung des Staates Japan|Japanische Verfassung]] vom 3. November 1946. die anderen Richter vom Kabinett.Artikel 79, [[Verfassung des Staates Japan|Japanische Verfassung]] vom 3. November 1946. Die Richter werden zeitgleich mit der ersten Wahl zum Unterhaus nach ihrer Ernennung und danach alle zehn Jahre mit der folgenden Wahl zum Unterhaus dem Volk zur „Überprüfung“ vorgelegt. Da Enthaltungen mitgezählt werden,Go Koyama, ”Volksprüfung der Richter des Obersten Gerichtshofes,” in: Eisenhardt u. a. (Hrsg.): ”Japanische Entscheidungen zum Verfassungsrecht in deutscher Sprache,” Köln, Heymanns, 1998 (Reihe Japanisches Recht, Unterreihe Japanische Rechtsprechung Band 1), S. 458 ff. kommt eine mehrheitliche Ablehnung zuungunsten des Richters praktisch nicht vor. Bei Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze von 70 Jahren treten die Richter in den Ruhestand. Das Oberste Gericht hat das Recht zur Revision von Urteilen der unteren Instanzen und zur letztverbindlichen Entscheidung über die Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen.Artikel 81, [[Verfassung des Staates Japan|Japanische Verfassung]] vom 3. November 1946. Es bestimmt unter anderem die ProzessordnungArtikel 77, [[Verfassung des Staates Japan|Japanische Verfassung]] vom 3. November 1946. und stellt die Listen auf, aus denen das Kabinett die Richter der unteren Gerichte auswählt.Artikel 80, [[Verfassung des Staates Japan|Japanische Verfassung]] vom 3. November 1946.
In Japan besteht ein einheitliches System von Gerichten; es existieren also beispielsweise keine separaten Verwaltungs- oder Arbeitsgerichte wie in Deutschland. Die Gerichte gliedern sich unterhalb des Obersten Gerichtshofes in acht [[Obergericht (Japan)|Ober]]- (”kōtō-”), 50 Bezirks- (”chihō-”) und über 400 einfache Gerichte (”kan’i-saibansho”), daneben existieren 50 Familiengerichte (”katei-saibansho”).
=== Recht === Die [[Geschichte des japanischen Rechts|japanische Rechtsgeschichte]] lässt sich im Wesentlichen in zwei Rezeptionsphasen einteilen. Im 7. Jahrhundert n. Chr. übernahm Japan mit dem ”[[Ritsuryō]]” die Rechtsordnung Chinas auf den Gebieten des Staats- und Verwaltungsrechts. Diese Ordnung war durch mündliche Rechtssätze gekennzeichnet, in der es aber keine Gerichte und juristische Berufe im heutigen Sinne gab. Nachdem Japan zur Aufgabe seiner Abschottung gezwungen wurde, übernahm der Staat 1898 große Teile des ersten Entwurfes des deutschen [[Bürgerliches Gesetzbuch|Bürgerlichen Gesetzbuchs]]. Das galt vor allem für das Schuldrecht und das Sachenrecht, während im Familienrecht und Erbrecht stärker japanische Eigenheiten Einfluss fanden. Dem japanischen BGB wurde, dem deutschen BGB entsprechend, das [[Pandektenwissenschaft|Pandektensystem]] zugrunde gelegt. Allerdings wurden auch Anleihen beim französischen Recht, insbesondere durch die Beratungen durch [[Gustave Boissonade]], gemacht. Die Einführung einer westlichen Rechtsordnung stellte einen enormen Bruch mit der bisherigen Rechtstradition in Japan dar. Wie tief der Bruch war, zeigt sich z. B. darin, dass eine Vorstellung von [[Subjektives Recht|persönlichen Rechten]] und [[Anspruch (Recht)|Rechtsansprüchen]] bisher der japanischen Gesellschaft fremd war. Nach dem Zweiten Weltkrieg übte auch das US-amerikanische Recht einen Einfluss aus.
Die [[Todesstrafe]] ist [[Todesstrafe#Japan|in Japan]] eine im Strafrecht vorgesehene Strafe. Umfragen belegen, dass es hierzu eine überwältigende Befürwortung in der japanischen Gesellschaft gibt. Laut einer Studie von 1999 sprachen sich 79,3 % für die Todesstrafe aus; sie erfährt aber auch Kritik.„Die Japaner kennen die wirklichen Zustände in Todestrakten nicht“, meint Toshiichi Ajima, Gegner der Todesstrafe, der, um die angebliche Unmenschlichkeit dieser Bestrafungsmethode zu dokumentieren, selbst einen Gefangenen adoptierte. „Die einzige Möglichkeit etwas über die Haftbedingungen der Delinquenten zu erfahren“, wie auch Masao Akahori, der 31 Jahre lang unschuldig in einer Todeszelle saß, sagt. Die Polizei hatte ihn gefoltert, bis er einen Mord gestand, den er nicht begangen hatte. Akahori kam schließlich frei. Im Dezember 2006 wurden mindestens vier Gefangene durch den Strang hingerichtet. Die Hinrichtungen erfolgen heimlich, unabhängige Beobachter sind dabei nicht zugelassen. Auch Angehörige und Anwälte werden vor der Hinrichtung nicht informiert.[[Amnesty International]]: {{Webarchiv |url=http://web.amnesty.org/library/Index/engASA220011997 |text=Japan. The Death Penalty: Summary of Concerns |wayback=20030822060711}}. Berufungsprozesse dauern zwischen 10 und 16 Jahren; es gibt jedoch auch Gefangene, die seit den 1960er Jahren auf die Vollstreckung ihrer Todesstrafe warten. Laut [[Amnesty International]] saßen im Juli 2006 mindestens 87 zum Tode verurteilte Gefangene in japanischen Gefängnissen ein.[[Amnesty International]]: {{Webarchiv |url=http://web.amnesty.org/library/Index/ENGASA220062006?open&of=ENG-JPN |text=„Will this day be my last?“ The death penalty in Japan |wayback=20060711141445}}, 7. Juli 2006 (englisch). Seit 2009 werden Strafprozesse, bei denen in Japan auch die Todesstrafe verhängt werden kann, bei bestimmten schweren Verbrechen als [[Saiban-in Seido|Schöffenprozesse]] geführt. Zu den Bedenken, in Japan herrsche eine Geiseljustiz siehe [[Hitojichi shihō]].
=== Parteien === Japan besitzt in der Nachkriegszeit ein [[Pluralismus (Politik)|pluralistisches]] [[Mehrparteiensystem]] mit einer dominanten Partei, der seit ihrer Gründung 1955 mit bisher nur zwei Unterbrechungen (1993–1994 und 2009–2012) dauerregierenden [[Liberaldemokratische Partei (Japan)|Liberaldemokratischen Partei]] (LDP).
In den 1990er Jahren wurde das Parteiensystem umgewälzt, als einerseits viele LDP-Mitglieder die Partei verließen und neue Parteien gründeten und andererseits die bis dahin noch größte Oppositionspartei, die [[Sozialistische Partei Japans]] (SPJ), weiter an Boden verlor und dann während einer (anfangs noch Großen) Koalition mit der LDP zur Kleinpartei schrumpfte. Nach zahlreichen Parteiumbildungen wurde die [[Demokratische Partei (Japan, 1996–2016)|Demokratische Partei]] zum Sammelbecken der Opposition. 2009 gelang es ihr schließlich, die Unterhausmehrheit und die Regierungsführung zu übernehmen, sie verlor aber rasch an Popularität und schon 2010 die Oberhausmehrheit. 2012 wurde sie in einem Erdrutsch wieder abgewählt. Schon während und nach ihrer Regierungszeit verließen zahlreiche Abgeordnete die Partei, später folgten Parteispaltungen und -vereinigungen.
Die größte Oppositionspartei ist (Stand: September 2020) die linksliberale [[Konstitutionell-Demokratische Partei (Japan)|Konstitutionell-Demokratische Partei]] und die konservativere [[Demokratische Volkspartei (Japan)|Demokratische Volkspartei]]. Weitere während des Zerfalls der Demokratischen Partei entstandene Oppositionsparteien sind die konservativere [[Demokratische Volkspartei (Japan)|Demokratische Volkspartei]], die wirtschaftsliberalere [[Kibō no Tō]] („Partei der Hoffnung“) und die nationalkonservativ-regionalistische [[Nippon Ishin no Kai (2016–)|Nippon Ishin no Kai]], in denen ehemalige Demokraten und Liberaldemokraten versammelt sind. Daneben existierte von 2012 bis 2019 [[Ichirō Ozawa]]s [[Liberale Partei (Japan, 2016–2019)|Liberale Partei]] (ehemals ”[[Nippon Mirai no Tō]]” und ”Seikatsu no Tō”), die mit den Sozialdemokraten kooperierte. Daneben existieren drei einigermaßen kontinuierlich existierende Parteien, zwei größere, die [[Kommunistische Partei Japans]] (KPJ), die durchgehend in Opposition war, und die [[Kōmeitō]], der politische Arm der buddhistischen Organisation [[Sōka Gakkai]], der seit 1999 zur Regierungskoalition der LDP gehört, sowie die inzwischen sehr kleine [[Sozialdemokratische Partei (Japan)|Sozialdemokratische Partei]] (SDP), der Nachfolger der SPJ.
Die gegenwärtig im Parlament vertretenen Parteien sind:
Die staatliche Parteienfinanzierung in Japan gehört zu den höchsten der Welt. Nach dem Gesetz zur Parteienfinanzierung von 1994 erhalten die Parteien staatliche Zuschüsse in Höhe von 250 Yen pro Einwohner (nach der jeweils aktuellen [[Volkszählung]]) unabhängig von der Wahlbeteiligung. Die Verteilung richtet sich nach der Anzahl ihrer Abgeordneten im Parlament, geteilt durch die Gesamtzahl in beiden Häusern zusammen, und nach ihren Stimmenanteilen bei Unterhaus- und Oberhauswahlen. Letztere werden nach folgendem Schlüssel gewichtet:
Jährlich werden vom Staat insgesamt etwa 32 Milliarden [[Yen]] (2010 rund 280 Millionen Euro) an die Parteien ausgezahlt. Stichtag für die Bemessung der jährlichen Parteienfinanzierung ist in der Regel der 1. Januar.
=== Verfassung === {{Hauptartikel|Verfassung des Staates Japan}}
Die geltende japanische [[Verfassung]] wurde am 3. November 1946 verkündet und trat am 3. Mai 1947 in Kraft. In ihr verpflichtet sich das japanische Volk den Idealen des [[Frieden]]s und der [[Demokratie|demokratischen Ordnung]]. Die Verfassung wurde von der damaligen amerikanischen Besatzungsregierung unter General [[Douglas MacArthur]] entworfen und vom japanischen Parlament beraten und angenommen. Sie ist seitdem nicht geändert worden. Eine Änderung würde die Zustimmung von zwei Dritteln der Abgeordneten in beiden Kammern des Parlaments und des Volkes in einem Referendum voraussetzen.Artikel 96, [[Verfassung des Staates Japan|Japanische Verfassung]] vom 3. November 1946.
In der Verfassung wird in [[Artikel 9 der japanischen Verfassung|Artikel 9]] Absatz 1 Krieg als souveränes Recht abgelehnt, auch die Androhung militärischer Gewalt als Mittel zur internationalen Konfliktlösung ist verboten. Absatz 2 besitzt besondere Brisanz, da er Japan untersagt, ein Militär zu unterhalten. Die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte und insbesondere deren Auslandseinsätze im [[Irak]] und im Indischen Ozean zur Unterstützung der NATO-Operationen in [[Afghanistan]] sind daher sehr umstritten.
Ein Verfassungsänderungsentwurf der [[Liberaldemokratische Partei (Japan)|LDP]] sieht eine Änderung von Artikel 9 vor. Es wird ausdrücklich betont, dass das Militär weiterhin nur der Selbstverteidigung dienen soll, aber auch der Sicherung internationalen Friedens und Sicherheit. Außerdem erklärt der Entwurf den Tennō zum Staatsoberhaupt. Weiterhin wird die Unverletzlichkeit der [[Menschenrechte]] betont. Der Entwurf der Neufassung enthält noch einige weitere, bisher nicht aufgeführte individuelle Rechte u. a. der respektvolle Umgang mit Behinderten und Opfern von Straftaten sowie Schutz persönlicher Daten.
=== Politische Indizes ===
{| class=“wikitable” |+Von [[Nichtregierungsorganisation]]en herausgegebene politische Indizes
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[[Fragile States Index]] |
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[[Demokratieindex (The Economist) |
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[[Freedom House#„Freedom in the World“ |
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[[Rangliste der Pressefreiheit]] |
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[[Korruptionswahrnehmungsindex]] (CPI) |
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=== Innenpolitik === Seit 2012 stellen [[Liberaldemokratische Partei (Japan)|Liberaldemokratische Partei]] (LDP) und [[Kōmeitō]] die Regierung. Im zuletzt [[Shūgiin-Wahl 2017|im Oktober 2017 neu gewählten Unterhaus]] verfügen sie seit 2012 über eine Zweidrittelmehrheit, seit der [[Sangiin-Wahl 2013|Wahl 2013]] auch über eine Mehrheit im Oberhaus. Dem [[Kabinett Suga|amtierenden Kabinett]] gehören neben Premierminister [[Yoshihide Suga]] unter anderem [[Tarō Asō]] als Vizepremier- und Finanzminister, [[Toshimitsu Motegi]] als Außenminister und [[Katsunobu Katō]] als Chefkabinettssekretär an. Seit der [[Sangiin-Wahl 2019]] verfügt die LDP nicht mehr eine absolute Mehrheit in beiden Kammern des Nationalparlaments, ist also bezüglich der Gesetzgebung rechnerisch wieder auf einen Koalitionspartner angewiesen.
Sugas Regierung will [[Shinzō Abe]]s Wirtschaftspolitik einer expansiven Geldpolitik, erhöhten staatlichen Investitionen und der Ankündigung von Strukturreformen (die „drei Pfeile“ der „[[Abenomics]]“) weiterführen. Sicherheitspolitisch stärkte Abes Regierung 2014 den [[Japanischer Sicherheitsrat|Sicherheitsrat]] nach [[United States National Security Council|US-Vorbild]], lockerte die [[Drei Prinzipien des Waffenexports|bisherigen, restriktiven Richtlinien für militärische Exporte]] und hat eine beschlossene Ausweitung der Interpretation von [[Artikel 9 der japanischen Verfassung|Artikel 9 der Verfassung]] auf [[kollektive Verteidigung]] gesetzlich verankert.
Im September 2018 fand turnusgemäß die [[Wahl des Vorsitzenden der japanischen Liberaldemokratischen Partei|Wahl des LDP-Vorsitzenden]] statt, bei der sich Amtsinhaber [[Shinzō Abe]] deutlich gegen den ehemaligen Verteidigungsminister [[Shigeru Ishiba]] durchsetzen konnte. 2019 fanden zahlreiche Präfektur- und Kommunalwahlen statt, viele bei den [[Einheitliche Regionalwahlen in Japan 2019|einheitlichen Regionalwahlen im April]]. Im gleichen Jahr fand mit der [[Sangiin-Wahl 2019|Oberhauswahl im Sommer 2019]] eine nationale Parlamentswahl statt. Bei der infolge von Abes Rücktritt abgehaltenen [[Wahl des Vorsitzenden der japanischen Liberaldemokratischen Partei 2020|Wahl des LDP-Vorsitzenden im September 2020]] setzte sich der damalige Chefkabinettssekretär Yoshihide Suga gegen [[Fumio Kishida]] und Shigeru Ishiba durch.
Die größte Oppositionspartei auf Nationalebene ist nach der mehrfachen Spaltung der [[Demokratische Partei (Japan, 1996–2016)|Demokratischen Partei]] und ihrer Nachfolger derzeit die [[Konstitutionell-Demokratische Partei (Japan)|Konstitutionell-Demokratische Partei]] von [[Yukio Edano]].
=== Außenpolitik === {{Hauptartikel|Außenpolitik Japans}} [[Datei:Diplomatic missions of Japan.png|mini|300px|Länder, die Botschaften aus Japan haben]] [[Datei:Diplomatic missions in Japan.png|mini|300x300px|Länder, die Botschaften in Japan haben]] Die Hauptpunkte von Japans Außenpolitik nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] sind eine feste Bindung an die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], [[Scheckbuchdiplomatie]] und ein in der Verfassung festgeschriebener Verzicht auf militärische Aggression.
Die nördlich von Japan liegenden [[Kurilen]] und der südliche Teil der Insel [[Sachalin]] (die ehemalige [[Präfektur Karafuto|Präfektur (”-chō”) Karafuto]]) gehören de facto seit 1945 zur [[Sowjetunion]] (ab 1991 dem Nachfolgestaat [[Russland]]), nachdem Japan im [[Friedensvertrag von San Francisco]] auf die Gebiete verzichtet hatte, auch wenn die Sowjetunion den Vertrag nicht unterzeichnet hat. Die der [[Hokkaidō#Geographie|Insel Hokkaidō]] am nächsten vorgelagerten [[Kurilen|Südkurilen]] werden jedoch von Japan nicht als Teil der abgetretenen Kurilen betrachtet und als „Nördliche Territorien“ als Teil der [[Hokkaidō|Präfektur (”-dō”) Hokkai[dō]]] beansprucht. Dieser [[Kurilenkonflikt]] ist ein andauerndes Problem in den [[Japanisch-russische Beziehungen|japanisch-russischen Beziehungen]] und ein Hindernis für einen Friedensvertrag.
Die kleine Inselgruppe [[Liancourt-Felsen|Takeshima]] ([[Koreanische Sprache|kor.]] ”Dokdo”) wird von [[Südkorea]] verwaltet und von Japan beansprucht, nachdem sie während der Zeit des japanischen [[Imperialismus]] etwa 40 Jahre lang zu Japan gehörten. Im Frühling 2005 hat die Einführung eines Takeshima-Tages in der [[Präfektur Shimane|Präfektur (”-ken”) Shimane]] erneut Zorn in der südkoreanischen Bevölkerung hervorgerufen.
Besitzansprüche hat Japan neben der [[Republik China (Taiwan)|Republik China]] und der [[Volksrepublik China]] auch auf die [[Senkaku-Inseln]] ([[Chinesische Sprachen|chin.]] ”Diaoyu”). In der Nähe der Inseln werden Rohstoffe vermutet.
Die Beziehungen zu vielen asiatischen Staaten – insbesondere zur [[Volksrepublik China]], [[Südkorea]] und [[Nordkorea]] – sind vor allem wegen einer verpassten Aufarbeitung der imperialistischen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weiterhin angespannt. Die enge ökonomische Verflechtung und das Weltinteresse an einem Frieden in der Region machen kriegerische Konflikte jedoch unwahrscheinlich; stattdessen flammen immer wieder politische Krisen auf.
Gemäß der Verfassung hielt sich Japan lange Zeit aus sämtlichen internationalen [[Bewaffneter Konflikt|bewaffneten Konflikten]] heraus und forcierte stattdessen eine auf [[Freihandel]] ausgerichtete multilaterale [[Handelspolitik]]. Erste militärische Auslandseinsätze führte Japan in den frühen 1990er Jahren mit Minenräumern im Persischen Golf für die Koalition im Zweiten Golfkrieg und durch die Teilnahme an UN-Missionen beginnend mit [[United Nations Transitional Authority in Cambodia|UNTAC]] in Kambodscha. 1992 verabschiedete das [[Kokkai|Parlament]] als Grundlage für die Teilnahme an friedenserhaltenden Missionen (PKO) das PKO-Kooperationsgesetz ({{lang|ja|PKO協力法}}, ”pī-kei-ō-kyōryoku-hō”), das angesichts der damaligen Oppositionsmehrheit im Senat ([[Nejire Kokkai]], in diesem Zusammenhang auch PKO Kokkai, {{lang|ja|PKO国会}}) zwischen den regierenden [[Jimintō|Liberaldemokraten]] und Teilen der Opposition (insbesondere [[Minshatō|Demokratische Sozialisten]] und [[Kōmeitō]]), aber gegen den entschiedenen Widerstand der [[Nihon Shakaitō|Sozialisten]], damals größte Oppositionspartei, und der [[Nihon Kyōsantō|Kommunisten]] verhandelt wurde. In der Folge des Kambodscha-Einsatzes hat sich die grundsätzliche Haltung der japanischen Öffentlichkeit zu Auslandseinsätzen verschoben, so ist die Teilnahme an friedenserhaltenden UN-Missionen inzwischen weitgehend akzeptiert, und wurde später auch von der Mehrheit der Sozialisten mitgetragen, als diese ab 1993 an mehreren Regierungen beteiligt waren.
Gesellschaftlich umstritten bleibt dagegen die Beteiligung an Einsätzen in aktiven Konfliktgebieten, etwa im Rahmen des Bündnisses: Im Januar 2004 beschloss das [[Japanisches Kabinett|Kabinett]] aufgrund des 2001 vom Parlament verabschiedeten Antiterrorismusgesetzes und des 2003 verabschiedeten Irak-Wiederaufbaugesetzes die Entsendung japanischer Soldaten in einen de facto aktiven Konflikt, nämlich als Teil der [[Koalition der Willigen]] nach dem Dritten Golfkrieg in den [[Irak]], allerdings nach Regierungsinterpretation ausdrücklich in „kein Kampfgebiet“ (”hi-sentō chiiki”, {{lang|ja|非戦闘地域}}); einen Einsatz in einem Kampfgebiet verbietet das Gesetz. Während der damalige liberaldemokratische Ministerpräsident [[Jun’ichirō Koizumi]] darin einen Beweis für die engen freundschaftlichen Beziehungen zu den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] sah, betrachten viele Japaner das als Verfassungsbruch. Allerdings waren diese Soldaten verfassungsgemäß unbewaffnet und wurden nur für den Wiederaufbau der Infrastruktur eingesetzt. Im Juni 2006 erklärte Koizumi den Einsatz für abgeschlossen, daraufhin begannen die Truppen am 25. Juni ihren Abzug aus dem Irak.
An der [[Operation Enduring Freedom]] beteiligte sich Japan ab 2001 indirekt mit einer Betankungsmission im Indischen Ozean, die erstmals 2007 für einige Monate unterbrochen werden musste, als die oppositionelle Senatsmehrheit unter Führung der [[Minshutō|Demokratischen Partei]] eine rechtzeitige Verlängerung des Antiterrorismusgesetzes verhinderte, dann aber auf Grundlage eines neuen Antiterrorismusgesetzes zunächst wieder aufgenommen wurde. Im Januar 2010 wurde die Mission unter der von den Demokraten geführten Regierung beendet, als auch die zeitlich befristete Neuauflage des Antiterrorismusgesetzes auslief.
Die Beziehung zwischen der [[Europäische Union|Europäischen Union]] und Japan basiert auf einer politischen Erklärung von 1991, die Prinzipien und Ziele der Zusammenarbeit benennt. Die Erklärung wurde durch einen „EU-Japan [[Aktionsplan]]“ im Jahr 2001 erweitert. Er formt die Basis für eine verstärkte Kooperation in Bereichen der Außenpolitik, der Wirtschaft, des monetären und finanziellen Systems, der Entwicklungshilfe sowie der [[Kommunikationstechnik|Kommunikationstechnologie]].
Die EU und Japan sind wichtige Handelspartner füreinander. Gemeinsam generieren sie 40 Prozent des weltweiten [[Bruttonationaleinkommen]]s. Am 6. Juli 2017 einigten sich EU-Ratspräsident [[Donald Tusk]] und EU-Kommissionspräsident [[Jean-Claude Juncker]] mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe, mit [[Freihandelsabkommen EU-Japan|JEFTA]] das geplante bisher größte bilaterale [[Freihandelsabkommen der Europäischen Union|Freihandels- und Investitionsschutzabkommen der EU]] abzuschließen. Es trat am 1. Februar 2019 in Kraft.{{CELEX|22019X0111(01)|”Mitteilung über den Zeitpunkt des Inkrafttretens des Abkommens zwischen der Europäischen Union und Japan über eine Wirtschaftspartnerschaft” (SN/1026/2019/INIT)|abruf=2022-03-14}}. In: ”[[Amtsblatt der Europäischen Union]].” L, Nr. 9, 11. Januar 2019, S. 1.
Zwischen Japan und der EU herrscht eine große Übereinstimmung bei Hauptthemen wie dem [[Klimaschutz]] und der [[Sicherheitspolitik]]. Neben der Terrorismusbekämpfung ist die Nichtverbreitung von [[Massenvernichtungswaffe]]n ein wichtiges Thema. Gemeinsam appellieren sie an [[Nordkorea]] sein Atomprogramm einzustellen. Im Bereich des Klimaschutzes wollen Japan und die EU eine Vorreiterrolle bei der Ausarbeitung eines Nachfolgekonzepts für das [[Kyoto-Protokoll]] einnehmen und die CO2-[[Emission (Umwelt)|Emissionen]] bis Mitte des Jahrhunderts um 50 Prozent reduzieren.
Seit 2014 hat das Land zudem Beobachterstatus in der [[Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder]] (CPLP). Hintergrund sind die historischen [[Japanisch-portugiesische Beziehungen|japanisch-portugiesischen Beziehungen]] und die [[Brasilianisch-japanische Beziehungen|Brasilianisch-japanischen Beziehungen]], insbesondere die gegenseitige brasilianisch-japanische Auswanderung.[https://www.cplp.org/id-2765.aspx Webseite der CPLP zum Status des assoziierten Beobachters], CPLP-Website, abgerufen am 8. Mai 2017.
Japan steht seit 1989 auf der Liste der [[Major non-NATO ally|Major non-NATO allies]] und gehört damit zu den engsten diplomatischen, militärischen und strategischen Partnern der [[Vereinigte Staaten|USA]] außerhalb der [[NATO]]. Ein Vorstoß, ein festes NATO-Verbindungsbüro in Japan einzurichten, wurde 2023 unter chinesischen Protesten von Frankreich blockiert.{{Internetquelle |url=https://www.politico.eu/article/emmanuel-macron-block-nato-outpost-japan-china-complaints/ |titel=Macron blocks NATO outpost in Japan amid Chinese complaints |werk=[[Politico (Europa)|Politico Europe]] |datum=2023-07-07 |sprache=en |abruf=2024-02-14}}
{| class=“wikitable” |+ Mitgliedschaften in internationalen Organisationen (Auswahl) |- style=“background:#DDFFDD;” ! colspan=“2”| UN-System ! colspan=“2”| Globale Organisationen ! colspan=“2”| Regionale Organisationen |- ! Organisation !! Beitrittsjahr ! Organisation !! Beitrittsjahr
! Organisation !! Beitrittsjahr |
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[[Vereinte Nationen]] |
[[Welthandelsorganisation]] |
[[Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft |
- |
[[Weltbank]]/[[Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung |
[[Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung |
[[Europarat]] (Beobachter) |
- |
[[Internationaler Währungsfonds]] (6,12 % Anteil) |
[[G7 |
[[Asiatische Entwicklungsbank]] |
- |
[[UNESCO]] |
[[Interpol]] |
[[Afrikanische Entwicklungsbank]] (Nicht-regional) |
- |
[[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen |
[[Internationaler Strafgerichtshof]] |
[[ASEAN Plus Three]]/[[East Asia Summit]] |
- |
[[Internationale Seeschifffahrts-Organisation]] |
[[Internationale Organisation für Migration]] |
[[Asia Cooperation Dialogue]] |
} |
=== Militär === {{Hauptartikel|Selbstverteidigungsstreitkräfte}} [[Datei:Flag of the Japan Self-Defense Forces.svg|mini|Flagge der Selbstverteidigungsstreitkräfte]] [[Datei:DDH-183 いずも と DD-113 さざなみ (1).jpg|mini|Schiffe der [[Japanische Maritime Selbstverteidigungsstreitkräfte|JMSDF]]: Ein U-Jagdzerstörer der [[Takanami-Klasse|”Takanami”-Klasse]] (links) mit dem Hubschrauberträger ”[[Izumo (Schiff, 2015)|Izumo]]”]]
Im [[Artikel 9 der japanischen Verfassung]] verzichtet Japan auf das Recht [[Souveränität|souveräner Staaten]] zur Kriegsführung, auch einer defensiven. Diese Klausel ist in der Welt einmalig, sie wurde nach der Niederlage Japans im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] aufgenommen, um eine erneute militaristische Aggression zu verhindern. Die Interpretation von Artikel 9 wurde dabei jedoch schrittweise ausgeweitet: in den 1950er Jahren für die Wiederbewaffnung, in den 1990er Jahren auf die Teilnahme an Auslandseinsätzen, im 21. Jahrhundert auf den Erwerb bestimmter militärischer Ausrüstung (etwa Hubschrauberträger), die als Offensivwaffen – und damit als Verstoß gegen das von Artikel 9 formulierte Verbot von Kriegspotential ”(senryoku)” – betrachtet werden könnten, und Teilaspekte von kollektiver Verteidigung, wobei das Legislativbüro des Kabinetts bereits 2001 feststellte, dass die kollektive Verteidigung als solche nicht durch die Verfassung gedeckt ist. Bereits seit der Verabschiedung der japanischen Verfassung wurden verschiedene Änderungen diskutiert, insbesondere von Artikel 9. Vor dem Hintergrund der wachsenden militärischen Macht der [[Volksrepublik China]] beschloss die rechtskonservative Regierung unter Premierminister [[Shinzō Abe]] im Juli 2014 eine Neuinterpretation der Verfassung und damit die Einführung einer neuen Militärdoktrin. Nach einer erfolgreichen Parlamentsabstimmung im September 2015 darf Japan fortan das Recht zur „kollektiven Selbstverteidigung“ anwenden und in Konflikten an der Seite von Verbündeten kämpfen, selbst wenn es nicht direkt angegriffen wird. Die Änderung war trotz heftiger Proteste in der Bevölkerung und gegen massiven Widerstand der Opposition zustande gekommen.[http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/asien/abkehr-vom-pazifismus-japan-darf-soldaten-ins-ausland-schicken-13811616.html ”Abkehr vom Pazifismus? Japan darf Soldaten ins Ausland schicken”] bei faz.net, 19. September 2015, abgerufen am 20. September 2015.
Während der [[Besatzungszeit in Japan|Besatzungszeit]] wurde eine Polizeireserve gebildet, als in der ehemaligen Kolonie der [[Koreakrieg]] ausbrach und viele der in Japan stationierten US-Truppen dorthin abzogen. Mit der [[Souveränität]] 1953 wurde aus dieser Polizeireserve ein Jahr später die [[Selbstverteidigungsstreitkräfte|Japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte]] (JSDF; englisch für ”jieitai”, „Selbstverteidigungskräfte“) gegründet, aufgeteilt in Land-, See- und Lufttruppen. Es wird dabei in der Bezeichnung grundsätzlich auf das Wort ”gun” ({{lang|ja|軍}}, „Armee“, „Streitkräfte“; explizit von Artikel 9 untersagt) verzichtet – im Gegensatz zu ”rikugun” („Landstreitkräfte“=Heer/Armee) und ”kaigun” („Meeresstreitkräfte“=Marine) des Kaiserreichs. Gleichzeitig mit dem Friedensvertrag wurde eine militärische [[Militärbündnis|Allianz]] mit dem ehemaligen Kriegsgegner, den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] geschlossen, die 1960 trotz einer Protestwelle von linken Parteien, Studenten und Gewerkschaften in Form des [[Vertrag über gegenseitige Kooperation und Sicherheit zwischen Japan und den Vereinigten Staaten|Vertrags über gegenseitige Kooperation und Sicherheit]] neu aufgelegt wurde und sich seither automatisch verlängert, solange sie nicht gekündigt wird. 2007 unterzeichnete Japan mit [[Australien]] als zweitem Land überhaupt ein Sicherheitsabkommen. Beide Länder wollen ihre Zusammenarbeit bei der Grenzkontrolle, beim Kampf gegen den Terrorismus und bei der Katastrophenhilfe intensivieren. Auch gemeinsame Militärmanöver und nachrichtendienstliche Zusammenarbeit sind geplant. Eine von Washington erwünschte direkte Sicherheitszusammenarbeit mit dem neben Japan wichtigsten US-Verbündeten in Ostasien, der Republik Korea, scheiterte bisher am mangelnden Verantwortungsbewusstsein Japans für die eigene Geschichte, dem Territorialstreit und den dadurch angefachten nationalistischen Gefühlen in Korea: So verhinderte öffentlicher Protest in Korea 2012 die Unterzeichnung eines ersten bilateralen Sicherheitsabkommens zum Informationsaustausch. Eine zum Jahreswechsel 2014/15 tatsächlich geschlossene Vereinbarung über den Austausch von nachrichtendienstlichen Informationen über die Demokratische Volksrepublik Korea sieht erneut keine direkte bilaterale Zusammenarbeit vor, nur den indirekten Austausch über US-Dienste. An der regelmäßigen US-japanischen Übung ”Keen Sword” nahmen die Streitkräfte der Republik Korea 2010 erstmals als Beobachter teil.
Seit dem Jahr 2024 besteht mit den [[Philippinen]] ein Verteidigungspakt.{{Literatur |Titel=Südchinesisches Meer: Philippinen und Japan schließen historischen Verteidigungspakt |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2024-07-08 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/suedchinesisches-meer-philippinen-und-japan-schliessen-historischen-verteidigungspakt-a-fb742145-288e-401a-88d8-b3ed43653d61 |Abruf=2024-07-08}}
In Japan herrscht keine [[Wehrpflicht]]. Japan gab 2017 knapp 0,9 % seiner Wirtschaftsleistung oder 45,4 Mrd. Dollar für seine Streitkräfte aus und lag damit weltweit auf Platz 8.{{Internetquelle |url=https://www.sipri.org/ |titel=Home {{!}} SIPRI |sprache=en |abruf=2017-07-10}} Auf 1 % der Wirtschaftsleistung wurden der maximale Anteil der Militärausgaben 1976 per Kabinettsbeschluss festgelegt; diese Obergrenze wurde bereits nach dem Ende der Koalitionsregierung 1986 unter Yasuhiro Nakasone formal abgeschafft, aber auch dann nur symbolisch um einen Bruchteil (zunächst auf 1,007 %) und lange nicht wesentlich überschritten.Richard J. Samuels: ”Securing Japan. Tokyo’s grand strategy and the future of East Asia.” Cornell University Press, Ithaca, 2008, ISBN 978-0-8014-7490-3, Kap. 2, S. 38–59: Baking the Pacifist Loaf. 2017 erklärte Shinzō Abe die 1-%-Begrenzung (abermals) für aufgegeben.{{Internetquelle |autor=John Wright |url=https://thediplomat.com/2017/03/abe-scraps-japans-1-percent-gdp-defense-spending-cap/ |titel=Abe Scraps Japan’s 1 Percent GDP Defense Spending Cap |werk=[[The Diplomat]] |datum=2017-03-29 |sprache=en |abruf=2018-07-16}} An der militärischen Präsenz der Vereinigten Staaten beteiligt sich Japan daneben auf Grundlage des [[Status of Forces Agreement|SOFA]] von 1960 mit dem [[Omoiyari Yosan]] ({{lang|ja|思いやり予算}}; „Sympathiehaushalt“) von zurzeit jährlich über 200 Mrd. [[Yen]] (entspricht ca. 1,4 Mrd. Euro).{{Internetquelle |url=http://boerse.wiwo.de/devisen_rechner.htn?sektion=erweitert&betrag=200000000000&swaehrung=392&zwaehrung=978 |titel=Währungsrechner der WirtschaftsWoche |abruf=2013-12-26}}
Erst nach Beginn des [[Russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022|Krieges in der Ukraine]] übersteigt der Verteidigungshaushalt die 1-%-Marke substantiell. Ende des Jahres 2022 verabschiedete Japan eine „neue nationale Sicherheitsstrategie“, in der sie die Volksrepublik China erstmals als „beispiellose und größte strategische Herausforderung“ einstuft. In der neuen Verteidigungsstrategie beschließt Japan auch, den Grundsatz aufzugeben, über keine Offensivwaffen zu verfügen, die China oder Nordkorea erreichen können.{{Internetquelle |url=https://www.mofa.go.jp/fp/nsp/page1we_000081.html |titel=National Security Strategy (NSS) |werk=mofa.go.jp |sprache=en |abruf=2023-03-26}}{{Internetquelle |url=https://www.ipg-journal.de/regionen/asien/artikel/zeitenwende-auf-japanisch-6411/ |titel=Zeitenwende auf Japanisch |werk=ipg-journal.de |sprache=de-DE |abruf=2023-03-26}} Das von den Vereinigten Staaten vorgegebene Ziel von Verteidigungsausgaben in Höhe von 2 % des BIP soll nach Planungen aus dem Jahr 2022 bis 2027 erreicht werden.{{Internetquelle |url=https://www.france24.com/en/live-news/20221129-japan-pm-wants-defence-budget-to-reach-2-of-gdp-by-2027 |titel=Japan PM wants defence budget to reach 2 % of GDP by 2027 |werk=[[France 24]] |datum=2022-11-29 |sprache=en |abruf=2024-02-14}} Im Haushaltsentwurf für das Fiskaljahr 2023 (April 2023–März 2024) betrugen die veranschlagten Verteidigungsausgaben geschätzt rund 1,2 % des BIP.{{Internetquelle |url=https://thediplomat.com/2022/12/japan-approves-26-3-increase-in-defense-spending-for-fiscal-year-2023/ |titel=Japan Approves 26.3% Increase in Defense Spending for Fiscal Year 2023 |werk=[[The Diplomat]] |datum=2022-12-24 |sprache=en |abruf=2024-02-14}}
Japan lag 2018 auf Platz 111 von 155 Ländern im [[Global Militarization Index|Globalen Militarisierungsindex]] (GMI).{{Internetquelle |url=https://www.bicc.de/uploads/tx_bicctools/BICC_GMI_2018_d.pdf |titel=GLOBALER MILITARISIERUNGSINDEX 2018 |hrsg=Max M. Mutschler, Marius Bales \ BICC |format=PDF |abruf=2019-02-10}} Gemäß dem Ranking von ”[[Global Firepower Index|Global Firepower]]” (2022)[https://www.globalfirepower.com/countries-listing.asp Countries Ranked by Military Strength (2022)] Globalfirepower, abgerufen am 5. März 2022. besitzt das Land die fünftstärkste militärische Kapazität weltweit und die drittstärkste in Asien.
Bisherige Auslandseinsätze der Selbstverteidigungskräfte waren und sind:
Von Seiten der [[Volksrepublik China]] wird häufig der Vorwurf hervorgebracht, dass in Japan ein neuer [[Militarismus]] im Entstehen begriffen ist. Historisch sind diese Ängste dadurch begründet, dass China im [[Zweiter Japanisch-Chinesischer Krieg|Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg]] großes Leid (geschätzte 18 Millionen zivile Opfer) zu beklagen hatte. Japan hat jedoch seit dem Zweiten Weltkrieg keine militärische Aggression gezeigt und ist ein aktiver Fürsprecher der atomaren [[Abrüstung]], während China mehrere Konflikte mit seinen Nachbarn verursacht hat (im Zuge des [[Tibetaufstand 1959]], [[Indisch-Chinesischer Grenzkrieg]] 1962, [[Zwischenfall am Ussuri]] 1969, [[Chinesisch-Vietnamesischer Krieg]] 1979).
Japans damaliger Ministerpräsident Koizumi bekräftigte am 6. August 2006, dass sein Land die Anti-Atom-Politik fortsetzen werde. Mit Gebeten, Kranzniederlegungen und Aufrufen zu einer nuklearwaffenfreien Welt haben in Hiroshima Menschen der Opfer des ersten Atombombenabwurfs 61 Jahre zuvor gedacht.[https://www.ksta.de/hiroshima—zehntausende-gedenken-der-opfer-13115642 Hiroshima: Zehntausende gedenken der Opfer], [[Kölner Stadt-Anzeiger]], 6. August 2006.
== Wirtschaft == {{Hauptartikel|Wirtschaft Japans}} [[Datei:The Tokyo Stock Exchange - main room 3.jpg|mini|Die [[Tokioter Börse]] ist die größte Börse Asiens{{Literatur |Titel=Japan’s Tokyo Stock Exchange is the second largest stock market with a market value of $3.8 trillion |Verlag=The Economic Times |Ort=Indien |Datum=2010-06-19 |Sprache=en |Online=http://economictimes.indiatimes.com/markets/global-markets/China-becomes-worlds-third-largest-stock-market/articleshow/6068129.cms |Abruf=2010-06-19}} ]] [[Datei:Bank of Japan 2010.jpg|mini|Hauptsitz der [[Bank of Japan]] in Chūō-ku, Tokio]]
Japan ist eine hoch [[Industrialisierung|industrialisierte]], [[freie Marktwirtschaft]] mit einigen Elementen einer [[Gelenkte Volkswirtschaft|gelenkten Wirtschaft]]. In den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Krieg versuchte die Regierung vor allem über das [[Ministerium für Internationalen Handel und Industrie|MITI]] gezielt in einzelne Bereiche der Wirtschaft einzugreifen. In den letzten Jahren wurde zunehmend [[Deregulierung|dereguliert]] und [[Privatisierung|privatisiert]]. Im [[Global Competitiveness Report|Global Competitiveness Index]], der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt Japan Platz 9 von 137 Ländern (Stand 2017–2018).{{Literatur |Titel=Country/Economy Profiles |Sammelwerk=Global Competitiveness Index 2017–2018 |Datum= |Online=http://reports.weforum.org/global-competitiveness-index-2017-2018/countryeconomy-profiles/#economy=JPN |Abruf=2017-11-29}} Im [[Index für wirtschaftliche Freiheit]] belegte es im selben Jahr Platz 20.
Der [[Export]] im Jahr 2018 betrug 917 Milliarden US-Dollar. Damit liegt Japan auf Platz 4 der [[Liste der Länder nach Exporten|Liste der exportstärksten Länder]] hinter der [[Volksrepublik China]] auf Platz 1, den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] auf Platz 2 und [[Deutschland]] auf Platz 3.[[Weltbank]]: [https://data.worldbank.org/indicator/NE.EXP.GNFS.CD?most_recent_value_desc=true&year_high_desc=true ”Exports of goods and services (current US$)”].
Die Bürger Japans verfügten laut der Schweizer Bank [[Credit Suisse]] 2022 über ein Gesamtvermögen von 23 Billionen Dollar, womit Japan hinter den USA und China das [[Liste der Länder nach Gesamtvermögen|drittgrößte]] nationale Gesamtvermögen besitzt.{{Literatur |Autor=Anthony Shorrocks, James Davies, Rodrigo Lluberas |Titel=Global Wealth Databook 2023 |Verlag=[[UBS]] and [[Credit Suisse]] Research Institute |Datum=2023 |Sprache=en |Online=https://www.ubs.com/global/en/family-office-uhnw/reports/global-wealth-report-2023.html}} Sowohl die Einkommens- als auch die Vermögensungleichheit war in Japan weniger ausgeprägt als in den meisten anderen Industriestaaten. In Relation zur Größe der Wirtschaft gibt es in Japan verhältnismäßig wenige Milliardäre und der [[Gini-Koeffizient]] Japans ist einer der niedrigsten weltweit.{{Literatur |Autor=Justin McCurry |Titel=Equality in Japan: is this vision of a fairer society too good to be true? |Sammelwerk=The Guardian |Datum=2017-04-25 |ISSN=0261-3077 |Online=https://www.theguardian.com/inequality/2017/apr/25/equality-japan-inequality-vision-fairer-society-too-good-to-be-true |Abruf=2017-07-19}}
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Staat und Industrie, eine traditionell ausgeprägte Arbeitsdisziplin, die Beherrschung von [[Spitzentechnologie]], ein großes Augenmerk des Staates auf Ausbildung und eine Steigerung der Produktivität durch Automatisierung haben Japan geholfen, binnen kurzer Zeit hinter den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], der [[Europäische Union|EU]] und der [[Volksrepublik China]] die viertgrößte [[Wirtschaftsmacht]] der Welt zu werden. Über drei Jahrzehnte hinweg hatte Japan ein rasantes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen: ein Durchschnitt von 10 % in den 1960er Jahren, durchschnittlich 5 % in den 1970er Jahren, und 4 % Wirtschaftswachstum in den 1980er Jahren. In den 1990er Jahren brach das Wachstum nach dem Platzen der [[Bubble Economy]] ein, Japan geriet in eine [[Deflationsspirale]]. Staatliche Versuche zur Wiederbelebung des Wirtschaftswachstums hatten zunächst keinen Erfolg und wurden später während der Jahre 2000 und 2001 durch eine Verlangsamung der amerikanischen und asiatischen Märkte gehemmt.
Das Kabinett von [[Jun’ichirō Koizumi]] hat Gesetze zur [[Privatisierung]] und Deregulierung erlassen (teilweise vergeblich) und versucht, die schwächelnde japanische Wirtschaft anzuregen. Ein seit den 1990er Jahren zunehmendes Problem Japans ist die [[Arbeitslosigkeit]]. Offizielle Statistiken geben sie 2017 mit rund drei Prozent an, was immer noch eine verhältnismäßig niedrige Rate ist. 2015 arbeiteten 2,9 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 70,9 % im Dienstleistungssektor und 26,2 % in der Industrie. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 65 Millionen geschätzt. 51 % der Arbeitskräfte sind weiblich.{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/SL.TLF.CACT.FE.ZS |titel=Labor force participation rate, female |sprache=en |abruf=2020-05-17}}
2012 wurde [[Shinzō Abe|Shinzo Abe]] zum neuen Premierminister Japans gewählt. Abe versprach die japanische Wirtschaft mit radikalen Reformen aus ihrer zwei Jahrzehnte andauernden Stagnation zu befreien. Die [[Abenomics]] genannte Strategie bestand aus Deregulierung, Konjunkturprogrammen, die ein hohes Defizit in Kauf nehmen, sowie billigem Geld (Der Leitzins der japanischen Zentralbank war lange Zeit negativ). Zudem wurde der vorher vernachlässigte Tourismus gefördert und das Land für ausländische Investitionen geöffnet. Das Wachstum sollte auf über 3 % gesteigert werden. Die Strategie verbesserte zwar die Stimmung in der japanischen Wirtschaft, konnte das Wachstum bisher jedoch nicht nachhaltig steigern und trieb Japans Staatsverschuldung weiter in die Höhe. Zudem hat Japan seit der [[Nuklearkatastrophe von Fukushima|Fukushima-Katastrophe]] eine negative Handelsbilanz sowie höhere Haushaltsdefizite, da es seine Energie jetzt verstärkt importieren musste, was die Lage weiter verkompliziert.{{Literatur |Autor=Carsten Germis |Titel=Abenomics: Japans Spiel mit dem Feuer |Sammelwerk=Frankfurter Allgemeine Zeitung |Datum=2013-03-01 |ISSN=0174-4909 |Online=http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/abenomics-japans-spiel-mit-dem-feuer-12098066.html |Abruf=2017-07-13}} 2017 hatte es wieder eine positive Handelsbilanz. Mitte 2018 lag die Arbeitslosenquote bei 2,2 % und war damit auf dem niedrigsten Stand seit den frühen 1990er Jahren.{{Literatur |Titel=Konjunktur: Arbeitslosigkeit in Japan sinkt auf tiefsten Stand seit 1992 |Sammelwerk=Spiegel Online |Datum=2018-06-29 |Online=https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/japan-arbeitslosigkeit-sinkt-auf-tiefsten-stand-seit-1992-a-1215701.html |Abruf=2019-09-28}}
=== Wirtschaftskennzahlen === Die wichtigen Wirtschaftskennzahlen Bruttoinlandsprodukt, Inflation, Haushaltssaldo, Außenhandel und Arbeitslosigkeit entwickelten sich in den letzten Kalenderjahren folgendermaßen (Werte mit Fragezeichen sind Schätzungen bzw. Prognosen):
{| class=“wikitable” |+ Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real in % gegenüber dem Vorjahr{{Internetquelle |url=http://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.MKTP.KD.ZG?locations=JP |titel=GDP growth (annual %) {{!}} Data |werk=Weltbank |sprache=en-US |abruf=2021-03-13}} ! !2000 ! 2001 ! 2002 ! 2003 ! 2004 ! 2005 ! 2006 ! 2007 ! 2008 ! 2009 ! 2010 ! 2011 ! 2012 ! 2013 ! 2014 ! 2015 ! 2016 ! 2017 ! 2018 ! 2019 !2020 !2021 !2022
!2023 |
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Veränderung in % gg. Vj. |
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} |
{| class=“wikitable”
|+ Entwicklung des BIP (nominal){{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.MKTP.CN?end=2023&locations=JP&start=1960 |titel=GDP (current LCU) |werk=Weltbank |abruf=2024-08-12}}{{Internetquelle |url=http://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.MKTP.CD?locations=JP |titel=GDP (current US$) {{!}} Data |werk=Weltbank |sprache=en-US |abruf=2017-07-13}}{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.PCAP.CD?end=2021&locations=JP&start=1960 |titel=GDP per capita (current US$) – Japan {{!}} Data |abruf=2022-07-04}}
!
! align=“right”| 2008
! align=“right”| 2009
! align=“right”| 2010
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! align=“right”|2021
! align=“right”|2022
! align=“right”|2023
|-
|BIP in Mrd. Yen¥
| align=“right”|527.823
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| align=“right”|497.448
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| align=“right”|553.073
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| align=“right”|552.571
| align=“right”|559.710
| align=“right”|591.881
|-
| BIP in Mrd. US$
| align=“right” |5.038
| align=“right” |5.231
| align=“right” |5.700
| align=“right” |6.157
| align=“right” |6.203
| align=“right” |5.156
| align=“right” |4.850
| align=“right” |4.389
| align=“right” |4.923
| align=“right” |4.867
| align=“right” |4.955
| align=“right” |5.123
| align=“right”|5.040
| align=“right”|5.010
| align=“right”|4.230
| align=“right”|4.213
|-
| BIP je Einw.
(in US$)
| align=“right” |35.275
| align=“right” |39.339
| align=“right” |44.507
| align=“right” |48.167
| align=“right” |48.603
| align=“right” |40.454
| align=“right” |38.096
| align=“right” |34.474
| align=“right” |38.894
| align=“right” |38.428
| align=“right” |39.286
| align=“right” |40.458
| align=“right”|39.918
| align=“right”|39.827
| align=“right”|33.815
| align=“right”|33.834
|}
{| class=“wikitable” |+Inflationsrate, Haushaltssaldo und Arbeitslosigkeit{{Internetquelle |url=http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2018/01/weodata/weorept.aspx?pr.x=40&pr.y=11&sy=2007&ey=2023&scsm=1&ssd=1&sort=country&ds=.&br=1&c=158&s=PCPIPCH,LUR,GGXCNL_NGDP&grp=0&a= |titel=Report for Selected Countries and Subjects |sprache=en-US |abruf=2018-09-08}}{{Internetquelle |url=https://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2019/01/weodata/weorept.aspx?pr.x=29&pr.y=6&sy=2018&ey=2024&scsm=1&ssd=1&sort=country&ds=.&br=1&c=158&s=PCPIPCH,LUR,GGXCNL_NGDP&grp=0&a= |titel=Report for Selected Countries and Subjects |abruf=2019-09-28}} ! !2007 ! align=“right”|2008 ! align=“right”|2009 ! align=“right”|2010 ! align=“right”|2011 ! align=“right”|2012 ! align=“right”|2013 ! align=“right”|2014 ! align=“right”|2015 ! align=“right”|2016 ! align=“right”|2017 ! align=“right”|2018 ! align=“right”|2019 ! align=“right”|2020 ! align=“right”|2021 ! align=“right”|2022 ! align=“right”|2023 |- | Inflationsrate in % gegenüber dem Vorjahr | align=“right” | 0,0 | align=“right” | 1,4 | align=“right” |−1,4 | align=“right” |−0,7 | align=“right” |−0,3 | align=“right” |−0,1 | align=“right” | 0,3 | align=“right” | 2,8 | align=“right” | 0,8 | align=“right” |−0,1 | align=“right” | 0,5 | align=“right” | 1,0 | align=“right” | 0,5 | align=“right” |0,0 | align=“right” |−0,2 | align=“right” |2,5 | align=“right” |3,3 |- | Haushaltssaldo in % des BIP („minus“ = Defizit im Staatshaushalt) | align=“right” | −3,2 | align=“right” | −4,5 | align=“right” |−10,2 | align=“right” | −9,5 | align=“right” | −9,4 | align=“right” | −8,6 | align=“right” | −7,9 | align=“right” | −5,6 | align=“right” | −3,8 | align=“right” | −3,7 | align=“right” | −4,2 | align=“right” | −3,2 | align=“right” |−3,0 | align=“right” |−9,1 | align=“right” |−6,1 | align=“right” |−4,4 | align=“right” |−5,8 |- |Arbeitslosigkeit in % der Arbeitskräfte | align=“right”|3,8 | align=“right”|4,0 | align=“right”|5,1 | align=“right”|5,1 | align=“right”|4,9 | align=“right”|4,3 | align=“right”|4,0 | align=“right”|3,6 | align=“right”|3,4 | align=“right”|3,1 | align=“right”|2,9 | align=“right”|2,4 | align=“right”|3,3 | align=“right”|2,8 | align=“right”|2,8 | align=“right”|2,6 | align=“right”|2,6 |}
{| class=“wikitable”
|+Entwicklung des Außenhandels in Mrd. US$ und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %{{Internetquelle |url=https://www.gtai.de/de/trade/japan/wirtschaftsumfeld/wirtschaftsdaten-kompakt-japan-156842 |titel=Wirtschaftsdaten kompakt – Japan |hrsg=Germany Trade & Invest |abruf=2022-07-04}}
! rowspan=“2”|
! colspan=“2”| 2014
! colspan=“2”| 2015
! colspan=“2”| 2016
! colspan=“2”|2017
! colspan=“2”|2018
! colspan=“2”|2019
! colspan=“2”|2020
! colspan=“2”|2021
|-
! in Mrd.
US$
! % gg.
Vj.
! in Mrd.
US$
! % gg.
Vj.
! in Mrd.
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Vj.
!in Mrd.
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---|
! style=“text-align:left” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
721,1 |
−3,7 |
635,4 |
−11,9 |
770,5 |
21,3 |
- |
! style=“text-align:left” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
705,7 |
−4,4 |
641,3 |
−9,1 |
757,1 |
18,1 |
- |
! style=“text-align:left” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
align=“right” |
−15,4 |
5,9 |
−13,4 |
} |
{| class=“wikitable” |+ Hauptprodukte des Außenhandels (2021) ! style=“text-align:center” colspan=“2”| Ausfuhrgüter (Anteil in %) ! style=“text-align:center” colspan=“2”| Einfuhrgüter (Anteil in %) |- | Maschinen | align=“right” | 19,0 | Elektronik | align=“right” | 13,0 |- | Kfz und -Teile | align=“right” | 17,9 | Chemische Erzeugnisse | align=“right” | 11,5 |- | Chemische Erzeugnisse | align=“right” | 12,5 | Erdöl | align=“right” | 8,2 |- | Elektronik | align=“right” | 8,7 | Rohstoffe | align=“right” | 8,0 |- |Elektrotechnik | align=“right”|7,9 |Nahrungsmittel | align=“right”|7,7 |- | Sonstige | align=“right” | 34,0 | Sonstige | align=“right” | 51,6 |}
=== Staatshaushalt === Der [[Haushaltsplan|Staatshaushalt]] umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 1.931 Mrd. [[US-Dollar]], dem standen Einnahmen von umgerechnet 1.696 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein [[Haushaltssaldo|Haushaltsdefizit]] in Höhe von 4,7 % des [[Bruttoinlandsprodukt|BIP]].{{Webarchiv |url=https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ja.html |text=The World Factbook |wayback=20181226010157}} Die [[Staatsverschuldung]] betrug 2016 11,8 Bio. US-Dollar oder 239,2 % des BIP.{{Internetquelle |url=http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2017/01/weodata/weorept.aspx?pr.x=79&pr.y=7&sy=2016&ey=2022&scsm=1&ssd=1&sort=country&ds=.&br=1&c=512,672,914,946,612,137,614,546,311,962,213,674,911,676,193,548,122,556,912,678,313,181,419,867,513,682,316,684,913,273,124,868,339,921,638,948,514,943,218,686,963,688,616,518,223,728,516,836,918,558,748,138,618,196,624,278,522,692,622,694,156,142,626,449,628,564,228,565,924,283,233,853,632,288,636,293,634,566,238,964,662,182,960,359,423,453,935,968,128,922,611,714,321,862,243,135,248,716,469,456,253,722,642,942,643,718,939,724,644,576,819,936,172,961,132,813,646,199,648,733,915,184,134,524,652,361,174,362,328,364,258,732,656,366,654,734,336,144,263,146,268,463,532,528,944,923,176,738,534,578,536,537,429,742,433,866,178,369,436,744,136,186,343,925,158,869,439,746,916,926,664,466,826,112,542,111,967,298,443,927,917,846,544,299,941,582,446,474,666,754,668,698&s=GGXWDG_NGDP&grp=0&a= |titel=Report for Selected Countries and Subjects |sprache=en-US |abruf=2017-07-13}}
2020 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:{{Literatur |Titel=Japan |Sammelwerk=The World Factbook |Verlag=Central Intelligence Agency |Datum=2024-10-08 |Online=https://www.cia.gov/the-world-factbook/countries/japan/#people-and-society |Abruf=2024-10-14}}
Die Staatsverschuldung, heute eine der höchsten der Welt, ist vor allem auf die [[Ushinawareta Nijūnen|Japankrise]] zurückzuführen. 1989 lag die Staatsverschuldung noch bei 68 % des BIP.{{Internetquelle |url=https://www.indexmundi.com/japan/public_debt.html |titel=Japan Public debt – Economy |werk=www.indexmundi.com |sprache=en |abruf=2023-01-03}} Im Gegensatz zu anderen hochverschuldeten Ländern ist Japan jedoch in der eigenen Währung verschuldet und die meisten Anleihen des japanischen Staates befinden sich im Besitz von japanischen Staatsbürgern oder der japanischen Zentralbank. Von der Ratingagentur [[Standard & Poor’s]] werden die Staatsanleihen des Landes mit der Note A+ bewertet (Stand November 2018). Das Land zählt damit, trotz der hohen Staatsverschuldung, als ein guter Schuldner. Gegenüber dem Ausland ist Japan ein Nettogläubiger und das Land hält [[Devisenreserven]] in Höhe von 1,2 Billionen US-Dollar.{{Internetquelle |url=https://tradingeconomics.com/country-list/rating |titel=Credit Rating – Countries – List |abruf=2018-11-28}}
=== Energie === {{Hauptartikel|Stromerzeugung in Japan}} {{Siehe auch|Energiewende nach Staaten#Japan|titel1=„Japan“ im Artikel Energiewende nach Staaten}} [[Datei:Fukushima I by Digital Globe B.jpg|mini|hochkant=1.4|Zerstörtes [[Kernkraftwerk Fukushima Daiichi]]]]Mit einem Primärenergieverbrauch von 445,3 Millionen Tonnen Öleinheiten im Jahre 2016 ist Japan das Land mit dem fünft-höchsten Energieverbrauch hinter China, den USA, Indien und Russland. Das Land ist zudem der fünft-größte Kohlenstoffdioxidemittent. Japan gehört zu den Unterzeichnern des [[Pariser Klimaabkommen]]s.{{Internetquelle |url=https://www.bp.com/content/dam/bp/en/corporate/pdf/energy-economics/statistical-review-2017/bp-statistical-review-of-world-energy-2017-full-report.pdf |titel=BP World Energy Review 2017 |format=PDF |abruf=2018-09-08}} [[Datei:Yokohama wind farm.jpg|mini|[[Windkraftanlage]]n in Japan]]
Japan verbraucht so viel verflüssigtes [[Erdgas]] (LNG) wie kein anderes Land, ist der zweitgrößte Importeur von [[Kohle]] und der drittgrößte von [[Erdöl]].
Bei der Stromerzeugung dominieren [[Gaskraftwerk|Gas-]] und [[Kohlekraftwerk]]e. 2015 betrug die Stromerzeugung 1041 Terawattstunden. Hiervon entfielen auf Gaskraftwerke 39 %, Kohlekraftwerke 33,4 %, [[Ölkraftwerk]]e 9,8 %, [[Wasserkraftwerk]]e 8,8 %, [[Photovoltaik]] 3,4 %, [[Biomasseheizkraftwerk]]e 3,3 % und sonstige Stromerzeugung 2,3 %.{{Internetquelle |url=http://www.iea.org/statistics/statisticssearch/report/?country=JAPAN&product=electricityandheat&year=2015 |titel=Statistik der Internationalen Energieagentur |abruf=2023-01-03}}
Nach der [[Nuklearkatastrophe von Fukushima]] wurden bis 2013 sämtliche [[Kernkraftwerk]]e abgeschaltet, die 2010 noch einen Anteil von 25 % an der Stromerzeugung hatten. Im August 2015 wurde die Nutzung der Kernenergie wieder aufgenommen. Bis November 2017 sind fünf von 42 Reaktoren wieder in Betrieb genommen worden.[https://www.japantimes.co.jp/news/2017/11/07/national/japan-nuclear-watchdog-says-restart-approval-pace-unlikely-speed/#.Wor4UajiZPZ ”Japan nuclear watchdog says restart approval pace unlikely to speed up”]. In: ”The Japan Times”, 7. November 2017. Abgerufen am 19. Februar 2018. Angestrebt wurde vom [[Kabinett Shinzō Abe II|Kabinett Abe]] ein Anteil von Strom aus Kernenergie von knapp 20 %.[http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/japanisches-gericht-stoppt-hochfahren-von-reaktoren-13537758.html ”Stolperstein vor Wiedereinstieg in die Kernkraft”]. In: ”[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]”, 14. April 2015. Abgerufen am 14. April 2015.
Neben der Solarenergie werden [[Windenergie]], [[Geothermie]], [[Wasserkraft]], [[Biogas]] und [[Biomasse]] gefördert.[http://www.ingenieur.de/Politik-Wirtschaft/Energie-Umweltpolitik/Japan-setzt-verstaerkt-erneuerbare-Energien ”Energiewende in Fernost. Japan setzt verstärkt auf erneuerbare Energien ”]. In: ”ingenieur.de”, 3. August 2012. Abgerufen am 27. Juli 2013.
== Infrastruktur == Japan verfügt über eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur. Im [[Logistics Performance Index]], der von der [[Weltbank]] erstellt wird, belegte Japan 2018 den fünften Platz unter 160 Ländern. Besonders gut schnitten die Parameter für Transportinfrastruktur und der logistischen Kompetenz ab.{{Internetquelle |url=https://lpi.worldbank.org/international/global?sort=asc&order=International%20shipments#datatable |titel=Global Rankings 2018 {{!}} Logistics Performance Index |sprache=en |abruf=2018-09-14}}
=== Verkehrswesen === {{Hauptartikel|Verkehr in Japan|Schienenverkehr in Japan}} [[Datei:JR East Shinkansen lineup at Niigata Depot 200910.jpg|mini|[[Shinkansen]]]] [[Datei:Power Line in Tokyo.jpg|mini|hochkant|Typischer Straßenmast in einem Vorort von Tokio]] [[Datei:Kansai International Airport Aerial photograph.2007.jpg|mini|[[Flughafen Kansai]], 2007]]
Die gut ausgebauten Bahntrassen Japans haben eine Gesamtlänge von 27.311 km, wovon 20.534 km elektrifiziert sind.{{Internetquelle |url=https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ja.html |titel=Japan |werk=[[The World Factbook]] |hrsg=[[Central Intelligence Agency]] |sprache=en |abruf=2023-07-02}} Die Ost-West-Verbindung des [[Shinkansen]] ist die Lebensader des Landes. Zu den [[Olympische Sommerspiele 1964|Olympischen Spielen in Tokio]] wurde 1964 die erste Strecke von [[Tokio]] nach [[Osaka]] eröffnet. Durch Linien der [[Japan Railways|sieben Nachfolgegesellschaften]] der privatisierten Staatsbahn [[Japanische Staatsbahn|JNR]], durch Privatbahnen, Überlandbusse und Fähren sind die meisten Dörfer und Inseln an das Netz angeschlossen. Jede größere Stadt ist durch ein ausgeprägtes Nahverkehrsnetz mit dem Umland verbunden. Neun [[Metropole]]n haben ein [[U-Bahn]]-Netz, jede größere Stadt besitzt eine Vielzahl an Buslinien. Moderne [[Einschienenbahn]]en wurden in mehreren Städten gebaut, des Weiteren gibt es Straßenbahnen, in Nischen werden auch [[Peoplemover]] eingesetzt.
Bahn- sowie Nahverkehrsbeförderungsgebühren schwanken stark nach Region und Betreibergesellschaft. Einzelfahrten sind vor allem in Großstädten sehr günstig, können aufgrund der fehlenden Verkehrsverbünde und fehlender staatlicher [[Subvention]]ierung aber auch relativ hoch liegen. Im Fernverkehr machen die Zuschläge die Fahrten oft teuer.Oliver Mayer: ”Das Tarifsystem der japanischen Eisenbahnen.” In: ”The Bulletin of Aichi University of Education, Humanities, Social Sciences.” Nr. 58, 2009, S. 185–192. [http://hdl.handle.net/10424/1685 ”Volltext des Artikels.”]
Ein [[Automobil|Auto]] besitzen in Japan in erster Linie Menschen, die auf dem Land oder in kleineren Städten leben. Da die Städte sehr dicht bebaut sind, ist zur Zulassung eines Kraftfahrzeugs ein Parkplatznachweis ”(Shakoshōmei)” nötig. Es sind rund 60 Millionen Pkw im Land zugelassen.Oliver Mayer: ”Mehr Stagnation als Hoffnung: Ein Überblick über Drittsektor-Bahnen im ländlichen Raum Japans.” In: ”The Bulletin of Aichi University of Education, Humanities, Social Sciences.” Nr. 66, 2017, S. 138. [http://hdl.handle.net/10424/7016 ”Volltext des Artikels.”] In Wohngegenden sind die Straßen sehr eng und haben keine Bürgersteige. Deshalb gibt es im innerstädtischen Straßenbild auch kaum [[Lastkraftwagen|LKW]], da nur die schmalen [[Kei-Truck]]s diese engen Straßen befahren können.
Das gesamte Straßennetz umfasste 2015 etwa 1.218.772 km, wovon 992.835 km asphaltiert sind. Das japanische mautpflichtige [[Autobahn]]netz umfasst rund 7000 Kilometer, weitere 2000 sind in Planung. Das Netz ist in staatlicher Hand, die Betreibergesellschaften wurden jedoch im Jahr 2005 in private Gesellschaften in öffentlichem Besitz umgewandelt und sollen eventuell verkauft werden. In Japan herrscht [[Linksverkehr]]. Im Straßenverkehr gehört das Land zu den sichersten der Welt. 2013 kamen im Japan insgesamt 4,7 Verkehrstote auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im selben Jahr 4,3 Tote. Insgesamt kamen damit 6130 Personen im Straßenverkehr ums Leben. Das Land hat eine im weltweiten Vergleich hohe Motorisierungsrate. 2017 kamen im Land 590 Kraftfahrzeuge auf 1000 Einwohner (in Deutschland waren es 610 Fahrzeuge).{{Internetquelle |url=http://www.who.int/violence_injury_prevention/road_safety_status/2015/en/ |titel=Global status report on road safety 2015 |sprache=en-GB |abruf=2018-03-30}}
Der Bau des Straßen- und Bahnnetzes gestaltet sich aufgrund des bergigen Inlands und der vielen Inseln sehr schwierig und ressourcenintensiv, da viele Tunnel und Brücken nötig sind. Darüber hinaus ist die Infrastruktur ständig durch Erdbeben, Taifune und Vulkanausbrüche gefährdet. Strom- und Telefonleitungen sind in Japan überwiegend oberirdisch geführt, bei neueren Städtebauprojekten unterirdisch. Aufgrund des Brandrisikos bei Erdbeben erfordern die in allen Stadtgebieten unterirdisch verlegten Gasleitungen besondere Aufmerksamkeit und werden oft gewartet. Gasherde und Gasboiler zur Warmwasserversorgung sind in Japan die Norm. Zur japanischen Infrastruktur gehört ein dichtes Netz an [[Frühwarnsystem|Katastrophenwarnsystemen]] und Rettungsinseln.
In Japan gibt es eine große Anzahl von Häfen und Flughäfen. Aufgrund seiner isolierten Lage wird über diese sämtlicher internationaler Warenhandel abgewickelt. Wegen der schlechten Erreichbarkeit vieler Orte innerhalb Japans werden sie aber auch zum Reisen und für inländischen Warentransport genutzt. Die größten Flughäfen sind [[Flughafen Tokio-Haneda|Tokio-Haneda]], [[Flughafen Tokio-Narita|Tokio-Narita]], [[Flughafen Kansai|Kansai]] und der zur [[Expo 2005|EXPO Aichi 2005]] neu eröffnete [[Flughafen Chūbu]]. Da in Japan nur wenig ebenes Land zur Verfügung steht, wurden sowohl die o. g. Flughäfen Kansai und Aichi, als auch die Flughäfen [[Flughafen Kitakyūshū|Kitakyūshū]] und [[Flughafen Kōbe|Kōbe]] auf künstlichen Inseln im Meer errichtet.
=== Feuerwehr === In der [[Feuerwehr in Japan]] waren im Jahr 2019 landesweit 165.438 [[Berufsfeuerwehr|Berufs-]] und 831.982 [[freiwillige Feuerwehr]]leute organisiert, die in 29.418 Feuerwachen und [[Feuerwehrhaus|Feuerwehrhäusern]], in denen 21.814 [[Löschfahrzeug]]e und 1.146 [[Drehleiter]]n bzw. [[Teleskopmast (Feuerwehr)|Teleskopmasten]] bereitstehen, tätig sind.{{Internetquelle |autor=Nikolai Brushlinsky, Marty Ahrens, Sergei Sokolov, Peter Wagner |url=https://www.ctif.org/sites/default/files/2021-06/CTIF_Report26.pdf |titel=Welt-Feuer-Statistik Ausgabe Nr. 26-2021 |titelerg=Tabelle 1.13: Personal und Ausstattung der Feuerwehren der Staaten in 2010–2019 |hrsg=Weltfeuerwehrverband [[CTIF]] |datum=2021 |format=PDF |abruf=2022-02-18}} Der Frauenanteil beträgt drei Prozent.{{Internetquelle |autor=Nikolai Brushlinsky, Marty Ahrens, Sergei Sokolov, Peter Wagner |url=https://www.ctif.org/sites/default/files/2021-06/CTIF_Report26.pdf |titel=Welt-Feuer-Statistik Ausgabe Nr. 26-2021 |titelerg=Tabelle 1.14: Personal der Feuerwehren der Staaten nach Gender in 2010–2019 |hrsg=Weltfeuerwehrverband CTIF |datum=2021 |format=PDF |abruf=2022-02-18}} In den [[Jugendarbeit in der Feuerwehr|Jugendfeuerwehren]] sind 414.187 Kinder und Jugendliche organisiert.{{Internetquelle |autor=Nikolai Brushlinsky, Marty Ahrens, Sergei Sokolov, Peter Wagner |url=https://www.ctif.org/sites/default/files/2021-06/CTIF_Report26.pdf |titel=Welt-Feuer-Statistik Ausgabe Nr. 26-2021 |titelerg=Tabelle 1.15: Anzahl der Jugendlichen in den Feuerwehren der Staaten in 2010–2019 |hrsg=Weltfeuerwehrverband CTIF |datum=2021 |format=PDF |abruf=2022-02-18}} Die japanischen Feuerwehren wurden im selben Jahr zu 8.786.855 Einsätzen alarmiert, dabei waren 37.783 [[Brandbekämpfung|Brände]] zu löschen. Hierbei wurden 1.486 Tote von den [[Feuerwehr]]en bei Bränden geborgen und 5.865 Verletzte gerettet.{{Internetquelle |autor=Nikolai Brushlinsky, Marty Ahrens, Sergei Sokolov, Peter Wagner |url=https://www.ctif.org/sites/default/files/2021-06/CTIF_Report26.pdf |titel=Welt-Feuer-Statistik Ausgabe Nr. 26-2021 |titelerg=Tabelle 1.2: Verdichtete Kennzahlen der Brandsituation in den Staaten für das Jahr 2019 |hrsg=Weltfeuerwehrverband CTIF |datum=2021 |format=PDF |abruf=2022-02-18}} Der nationale Feuerwehrverband repräsentiert die japanische Feuerwehr mit ihren Feuerwehrangehörigen im Weltfeuerwehrverband [[CTIF]].{{Internetquelle |url=https://www.ctif.org/country-member/japan |titel=Japan |titelerg=Members |hrsg=Comité technique international de prévention et d’extinction du feu (CTIF) |sprache=en |abruf=2022-05-22}}
=== Telekommunikation === Ebenfalls gut ausgebaut ist das Telefonnetz, Breitbandinternetzugänge sind flächendeckend verfügbar und fast jeder Japaner besitzt ein Mobiltelefon. In Japan wurde der Mobilfunkstandard [[Personal Digital Cellular]] eingesetzt, welcher nicht zum global weit verbreiteten [[Global System for Mobile Communications|GSM-Standard]] kompatibel ist. Mittlerweile ist jedoch auch das [[Universal Mobile Telecommunications System|UMTS-Netz]] in Japan hervorragend ausgebaut. Die meisten 3G-Mobiltelefone aus Europa funktionieren heutzutage auch in Japan problemlos.
Im Jahr 2022 nutzten 84,9 Prozent der Einwohner Japans das Internet.{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/IT.NET.USER.ZS?locations=JP |titel=Individuals using the Internet (% of population) |hrsg=[[Weltbank]] |sprache=en |abruf=2024-11-03}}
{{Siehe auch|Internet in Japan}}
== Kultur == {{Hauptartikel|Kultur Japans}} [[Datei:Kyoto-Ryoan-Ji MG 4512.jpg|mini|[[Kare-san-sui]]-Garten im Ryōan-ji, [[Kyōto]]]] [[Datei:Toshihana tea ceremony.jpg|mini|[[Maiko]] bereitet Teetassen für die [[Japanische Teezeremonie|Teezeremonie]] vor]]
In der modernen japanischen Kultur gehen viele Elemente auf die ganz eigene Tradition des Landes zurück, wodurch Japan im Kreis der Industrienationen seinen individuellen Charakter bewahrt hat.
In der Archäologie sind die ersten Zeugnisse der kulturellen Frühgeschichte Keramiken der [[Jōmon-Zeit|Jōmon]]- und [[Yayoi-Zeit|Yayoi]]-Periode. Ab dem 4. Jahrhundert kamen dann viele Elemente der chinesischen Kultur nach Japan, zuerst Landwirtschaftstechniken wie der [[Reis]]anbau und Handwerkstechniken wie Bronzeschmiedekunst und der Bau von [[Hügelgrab|Hügelgräbern]], dann ab dem 7. Jahrhundert auch die [[Chinesische Schrift|Schriftkultur]] und die [[Fünf Klassiker]], der [[Konfuzianismus]] und der [[Buddhismus]].
In der [[Heian-Zeit]] kam es zu einer ersten Blüte, als der Hofadel aus dem chinesischen Erbe eine eigenständige japanische Dichtung und [[Japanische Literatur|Literatur]] entwickelte.
In den darauf folgenden Epochen wurde das Land immer wieder von Bürgerkriegen verwüstet, wodurch der Schwertadel, die [[Bushi]] (später als [[Samurai]] bezeichnet), zur wichtigsten Schicht aufstieg. Neben der Kriegskunst und der Schwertschmiedekunst bildete sich auch eine neue Form des Buddhismus, der [[Zen]], heraus, der den Kriegern zusprach.
Erst in der [[Edo-Zeit]] im 17. Jahrhundert, unter den [[Tokugawa]], kam das Land wieder zur Ruhe. Die Samurai wurden zu einer Beamtenschicht, die ihre Kriegertugenden in den Kampfkünsten (”[[bujutsu]]”) bewahrte. Der Einfluss des [[Zen]] spiegelte sich nun auch in Dichtung, [[Japanischer Garten|Gartenkunst]], Malerei ([[Sumi-e]]) und Musik wider. Durch Frieden und wirtschaftlichen Aufschwung kam in dieser Zeit auch die vierte Schicht, die Händler, zu Reichtum. Da ihnen der soziale Aufstieg verwehrt war, suchten die Händler in der Kunst einen Weg, die Samurai zu übertrumpfen. Sie förderten Teehäuser, in denen die [[Geisha]]s die [[Japanische Teezeremonie|Teezeremonie]], [[Ikebana|Blumensteckkunst]], Musik und Tanz praktizierten. Sie förderten auch das [[Kabuki]]-Theater. In den Städten bildeten sich besondere Vergnügungsbezirke, besonders in [[Tokio|Edo]], wo die [[Daimyō]] das halbe Jahr unter der direkten Kontrolle des [[Shōgun]] verbringen mussten.
Eine dritte Blütezeit der Kultur erlebt Japan jetzt in der Nachkriegszeit, in der Japan eine lebhafte [[Popkultur]] hervorgebracht hat, die westliche Einflüsse und japanische Tradition verbindet. [[Anime]] und [[Manga]], [[Japanischer Film|japanische Filme]] und [[J-Pop|Popmusik]] sind auch in Übersee beliebt.
=== Wissenschaft und Bildung === {{Hauptartikel|Bildungssystem in Japan|Liste der Universitäten und Hochschulen in Japan|Japanisches Bibliothekswesen}}
Bildung hat in Japan, wie in allen [[Konfuzianismus|konfuzianisch]] geprägten Ländern Asiens, einen hohen Stellenwert. Im Jahr 2012 lagen die öffentlichen Ausgaben für Bildung im Primär- bis Tertiärbereich bei 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Land steht damit zusammen mit der [[Slowakei]] an letzter Stelle unter den 36 Teilnehmerstaaten des Indicators of Education Systems Programms der [[Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung|OECD]].{{Literatur |Autor=OECD |Titel=Public spending on education |Sammelwerk=Education resources |Datum= |Online=http://www.oecd-ilibrary.org/education/public-spending-on-education/indicator/english_f99b45d0-en |Abruf=2016-06-06 |DOI=10.1787/f99b45d0-en}} Viele Japaner sind der Ansicht, dass man es im Leben nur mit einer guten Ausbildung zu etwas bringt. Schon im Kindergarten lernen die Kleinen deswegen die ersten Buchstaben, nämlich das [[Hiragana]]-Alphabet. Vor jedem weiteren Schritt im japanischen Bildungssystem steht dann eine Aufnahmeprüfung (Mittelschule (zum Teil), Oberschule, Uni). Viele japanische Mütter sind Hausfrauen und sehen ihre Aufgabe vor allem darin, ihren Kindern eine gute Ausbildung zu sichern. Aus der Generation der Töchter möchten jedoch viele mit ihrer guten Ausbildung Karriere machen, so dass hier ein gesellschaftlicher Wandel im Begriff ist. In einem [[Kōminkan]] wird künstlerische und sportliche Bildung angeboten.
=== Schulsystem === {{Hauptartikel|Bildungssystem in Japan}} [[Datei:Japanese classroom.jpg|mini|Ein typisches Klassenzimmer einer japanischen Schule]]
Die schulische Bildung beginnt bereits im Kindergarten, der aber nicht Teil der [[Bildungspflicht]]{{Literatur |Autor=Mohsennia, Stefanie |Titel=Schulfrei Lernen ohne Grenzen |Datum= |ISBN=978-3-940596-81-9}} ist. Da in Japan allgemein viel Wert auf das gemeinsame Lernen und Zusammenleben gelegt wird, findet im Kindergarten und in der Grundschule viel Gruppenarbeit statt. Das Schulsystem ist eingeteilt in Grundschule (sechs Jahre), Mittelschule (drei Jahre) und Oberschule (drei Jahre), die Bildungspflicht beträgt neun Jahre. Das [[Schuljahr]] in Japan beginnt stets am 1. April. Die Schulferien sind im ganzen Land einheitlich: Zwei Wochen an Neujahr, zwei Wochen im März/April, sechs Wochen im Juli/August. Öffentliche Schulen haben eine Fünftagewoche, private Schulen oft eine Sechstagewoche. Während der Bildungspflicht gibt es kein „Sitzenbleiben“, jeder Schüler wird automatisch versetzt. [[Schuluniformen in Japan|Schuluniformen]] sind an vielen Schulen Pflicht. Jede dieser Schulen hat ihre eigene charakteristische Uniform.
Im [[PISA-Studien|PISA-Ranking]] von 2015 erreichen Japans Schüler Platz 5 von 72 Ländern in Mathematik, Platz 3 in Naturwissenschaften und Platz 8 beim Leseverständnis. Japanische Schüler gehörten damit zu den besten unter allen teilnehmenden Ländern.{{Internetquelle |url=http://www.oecd.org/berlin/themen/pisa-studie/ |titel=PISA-Studie – Organisation for Economic Co-operation and Development |sprache=en |abruf=2018-04-14}} Der Leistungsdruck an japanischen Schulen gilt als sehr hoch.
=== Forschung === Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] konzentrierte sich die Forschung ganz auf die Entwicklung neuer Produkte für die Industrie. Hierbei fand eine sehr enge Kooperation zwischen den Entwicklungsabteilungen der großen Firmen und den Universitäten statt. Erst durch [[Reform]]en in den 1980er Jahren wird auch verstärkt [[Grundlagenforschung]] gefördert. Momentanes großes Thema ist die Entwicklung von Robotern, wie die [[Expo 2005]] gezeigt hat. Das Hauptthema der [[Sozialwissenschaften]] der 1980er Jahre war [[Nihonjinron]], der japanische Versuch der Identitätsfindungen nach den rasanten Wandlungen der letzten anderthalb Jahrhunderte.
Japan zählt zu den innovativsten Ländern der Welt. Im [[Global Innovation Index]] 2021, welcher die Innovationsfähigkeit einzelner [[Liste der Staaten der Erde|Länder]] misst, belegt Japan Platz 13 von 132 Volkswirtschaften.{{Internetquelle |url=https://www.globalinnovationindex.org/analysis-indicator |titel=GII 2021 Report {{!}} Global Innovation Index |sprache=en |abruf=2022-06-23}}
'''Nobelpreisträger'''
=== Medien === {{Siehe auch|Fernsehen in Japan}} {{Siehe auch|Pressefreiheit#Japan}} {{Siehe auch|Liste der Nachrichtenagenturen}} Im japanischen Mediensystem gibt es die Besonderheit der [[Kisha Club]]s (auch [[Reporterclub]]s genannt), zu denen nur die [[Journalist]]en der großen Medien aus Tokyo Zutritt erhalten. Diese befinden sich in den Räumen der Verwaltung oder der Unternehmen und dienen als Ort für [[Pressekonferenz]]en, Briefings und [[Hintergrundgespräch]]e.Florian Meißner: ”Kulturen der Katastrophenberichterstattung” 1. Auflage. Springer VS, S. 66–71. [[doi:10.1007/978-3-658-26127-6]]. In Japan gibt es zwei zentrale Nachrichtenagenturen. Dies sind [[Kyōdō Tsūshinsha]] und [[Jiji Tsūshinsha]].Florian Meißner: ”Kulturen der Katastrophenberichterstattung” 1. Auflage. Springer VS, S. 81. [[doi:10.1007/978-3-658-26127-6]]. Zeitungen erfreuen sich in Japan nach wie vor einer großen Beliebtheit. Insgesamt gibt es über 100 verschiedene, täglich erscheinende Zeitungen. Es gibt fünf Zeitungen, die landesweit erscheinen, drei Blockzeitungen, 45 Präfekturzeitungen und 200 Zeitungen unterhalb der Ebene der Präfektur. Die beiden größten Zeitungen der Welt nach täglicher Auflage kommen aus Japan (Stand 2015): [[Yomiuri Shimbun]] (Aufl. 9,03 Mio.) und [[Asahi Shimbun]] (6,62 Mio.). Daneben erscheinen die [[Mainichi Shimbun]] (Aufl. 3,16 Mio.), die [[Nihon Keizai Shimbun]] (Aufl. 2,73 Mio.) und die [[Sankei Shimbun]] (Aufl. 1,57 Mio.), welche ebenfalls hohe Auflagen erreichen.Florian Meißner: ”Kulturen der Katastrophenberichterstattung” 1. Auflage. Springer VS, S. 84. [[doi:10.1007/978-3-658-26127-6]]. Es gibt im Land sechs japanweit sendende Fernsehnetzwerke: [[NHK]] (Öffentlich-rechtlich), [[Nippon Terebi Hōsōmō|Nippon Television]] (NTV), [[Tokyo Broadcasting System]] (TBS), [[Fuji TV|Fuji Network System]] (FNS), [[TV Asahi]] (EX) und [[TV Tokyo]] Network (TXN). Der Rundfunk in Japan ist dual organisiert. Es gibt öffentlich-rechtlich und privat finanzierte Sender, die 1951 durch das Rundfunkgesetz gestartet werden konnten.Florian Meißner: ”Kulturen der Katastrophenberichterstattung” 1. Auflage. Springer VS, S. 86. [[doi:10.1007/978-3-658-26127-6]]. Die drei meist genutzten Onlinenachrichtenportale sind (Stand 2015) [[Yahoo! Japan|Yahoo]] News (wöchentliche Reichweite: 53 Prozent), NHK news online (wöchentliche Reichweite: 23 Prozent) und Nippon TV (wöchentliche Reichweite: 15 Prozent). Als soziales Netzwerk wird [[YouTube]] am häufigsten genutzt.Florian Meißner: ”Kulturen der Katastrophenberichterstattung” 1. Auflage. Springer VS, S. 89–90. [[doi:10.1007/978-3-658-26127-6]].
=== Küche === {{Hauptartikel|Japanische Küche}} [[Datei:East West sushi 01.jpg|mini|Ein Teller mit ”[[Sushi|nigiri-zushi]]”]]
Die japanische Küche basiert auf der Kombination von [[Grundnahrungsmittel]]n, typischerweise japanischer Reis oder Nudeln, mit einer Suppe und [[Okazu]] (Gerichten aus Fisch, Gemüse, Tofu und dergleichen), um dem Grundnahrungsmittel Geschmack zu verleihen.{{Literatur |Titel=Japanese Cooking |Verlag=HPBooks |Datum=1995 |ISBN=0-89586-327-8 |Seiten=19}} In der frühen Neuzeit wurden Zutaten wie rotes Fleisch eingeführt, die zuvor in Japan nicht weit verbreitet waren.
Die japanische Küche ist bekannt für ihre Betonung der Saisonalen Lebensmittel,{{Internetquelle |url=http://www.tjf.or.jp/eng/content/japaneseculture/pdf/ge09shun.pdf |titel=A Day in the Life: Seasonal Foods |werk=”The Japan Forum Newsletter” |datum=1999-09-14 |format=PDF |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130116212751/http://www.tjf.or.jp/eng/content/japaneseculture/pdf/ge09shun.pdf |archiv-datum=2013-01-16 |abruf=2020-02-25}} der Qualität der Zutaten und der Präsentation. Die japanische Küche bietet eine große Auswahl an regionalen Spezialitäten, bei denen traditionelle Rezepte und lokale Zutaten verwendet werden. Der Ausdruck ”ichijū-sansai” (一汁三菜|| ”one soup, three sides”) bezieht sich auf die Zusammensetzung einer typischen Mahlzeit, hat jedoch Wurzeln in der klassischen ”[[Kaiseki]]”, ”Honzen” und ”Yūsoku” Küche. Der Begriff wird auch verwendet, um den ersten Gang zu beschreiben, der heutzutage in der Standard-”Kaiseki”-Küche serviert wird.{{Literatur |Autor=読売新聞大阪本社 |Titel=雑学新聞 |Verlag=PHP研究所 |Datum=2005 |ISBN=4-569-64432-5 |Online={{Google Buch |BuchID=iuANkSnZ8e0C |Seite=158}}}} [[Karē]] ist seit seiner Einführung in Japan aus [[Britisch-Indien]] so weit verbreitet, dass es als [[Nationalgericht]] bezeichnet werden kann.{{Literatur |Autor=Lucy M. Long |Titel=Ethnic Food Today: A Cultural Encyclopedia |Verlag=Rowman & Littlefield |Datum=2015 |ISBN=978-1-4422-2731-6 |Seiten=329f |Online={{Google Buch |BuchID=DBzYCQAAQBAJ |Seite=329}}}}
Traditionelle japanische Süßigkeiten sind als ”Wagashi” bekannt.{{Literatur |Autor=Darra Goldstein |Titel=The Oxford Companion to Sugar and Sweets |Verlag=Oxford University Press |Datum=2015 |ISBN=978-0-19-931339-6 |Seiten=777f |Online={{Google Buch |BuchID=jbi6BwAAQBAJ |Seite=777}}}} Zutaten wie [[rote Bohnenpaste]] und [[Mochi]] werden verwendet. Zu den moderneren Geschmacksrichtungen gehört grünes Teeeis, ein sehr beliebtes Aroma.{{Literatur |Autor=Hiroko Fujita, Fran Stallings |Titel=Folktales from the Japanese Countryside |Verlag=Libraries Unlimited |Datum=2008 |ISBN=978-1-59158-488-9 |Seiten=148f |Online={{Google Buch |BuchID=p7nNJAt75XQC |Seite=148}}}} [[Kakigōri]] ist ein rasiertes Eisdessert, das mit Sirup oder Kondensmilch gewürzt ist. Es wird normalerweise auf Sommerfestivals verkauft und gegessen. Beliebte japanische Getränke wie [[Sake]], ein gebrautes Reisgetränk, das typischerweise 14 bis 17 % [[Ethanol|Alkohol]] enthält und durch mehrfache [[Fermentation]] von Reis hergestellt wird.{{Literatur |Autor=Carl A. Batt |Titel=Encyclopedia of Food Microbiology |Verlag=Academic Press |Datum=2014 |ISBN=978-0-12-384733-1 |Seiten=846f |Online={{Google Buch |BuchID=1b1CAgAAQBAJ |Seite=846}}}} Bier wird in Japan seit dem späten 19. Jahrhundert gebraut{{Literatur |Autor=Christopher Boulton, David Quain |Titel=Brewing Yeast and Fermentation |Verlag=John Wiley & Sons |Datum=2013 |ISBN=978-1-118-68534-1 |Seiten=20f |Online={{Google Buch |BuchID=QpDVsu-vaBcC |SeitenID=PT20}}}} und in vielen Regionen von Unternehmen wie den [[Asahi Beer]], der [[Kirin Beer]] und der [[Sapporo Beer]] hergestellt. Sie behaupten, die älteste bekannte Biermarke in Japan zu sein.{{Literatur |Autor=Jeffrey W. Alexander |Titel=Brewed in Japan: The Evolution of the Japanese Beer Industry |Verlag=UBC Press |Datum=2013 |ISBN=978-0-7748-2506-1 |Seiten=31f |Online={{Google Buch |BuchID=gaWJAAAAQBAJ |Seite=31}}}}
=== Walfang === [[Datei:Kujira(WhaleMeat)-Takashimaya-20101013.jpg|mini|Walfleisch im Takashimaya-Warenhaus (Osaka)]]
Japan betreibt [[Walfang]], vorgeblich mit wissenschaftlichem Hintergrund über das [[Institute of Cetacean Research]]. Die Tötung von Walen soll die Untersuchung des Mageninhaltes der Tiere ermöglichen. Die [[Internationales Übereinkommen zur Regelung des Walfangs|Internationale Walfangkommission]] kritisierte die schwachen wissenschaftlichen Argumente und wies darauf hin, dass die erwünschten Daten nicht dem Management der Walbestände dienen und auch mit für die Wale schonenden Mitteln (z. B. Kot- und Hautproben) gesammelt werden könnten. Die japanische Walfanglobby argumentiert, dass Wale zu viele Fische fräßen und somit Nahrungskonkurrent des Menschen seien.
Im Dezember 2007 verkündete die Regierung nach internationalem Druck, die Jagd auf die gefährdeten [[Buckelwal]]e einzustellen. Die Jagd auf [[Zwergwal]]e und [[Finnwal]]e werde aber fortgesetzt.{{Webarchiv |url=http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/umwelt/internationale-walfangkommission-japan-jagt-keine-buckelwale-mehr-1488571.html |text=Japan jagt keine Buckelwale mehr |wayback=20121025065309}}, [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], 21. Dezember 2007. Dabei betrug das Jagdergebnis der Flotte um die [[Nisshin Maru]] in der Antarktis in der Saison 2007/2008 551 Exemplare der nicht gefährdeten Zwergwale, 2008/2009 679 Zwergwale und einen Finnwal und 2009/2010 506 Zwergwale und einen Finnwal.
Der Verzehr von [[Walfleisch]] ist seit Jahren rückläufig, so dass sich z. B. die Lagerbestände an eingelagertem Walfleisch ständig erhöhen: von 1453 t im Jahr 1999 auf 5093 t im Dezember 2010.{{Internetquelle |autor=Minoru Matsutani |url=http://search.japantimes.co.jp/cgi-bin/nn20110216x3.html |titel=Activists win; whale hunt halts in Antarctic |werk=[[The Japan Times]] Online |datum=2011-02-16 |sprache=en |abruf=2011-02-18}} Daneben ist Japan auch der wichtigste Absatzmarkt für isländisches Walfleisch.
=== Sport === {{Hauptartikel|Sport in Japan}} [[Datei:Sumo ceremony.jpg|mini|[[Sumō]]ringer nehmen um den Schiedsrichter herum Aufstellung während einer Eröffnungszeremonie]]
Sport ist in Japan bereits in der [[Asuka-Zeit]] (7. Jahrhundert) nachgewiesen, als eine Gesandtschaft aus [[Korea]] am Hof der Kaiserin [[Kōgyoku]] durch einen [[Sumō]]kampf unterhalten wurde. Die [[Bushi]], der erstarkende Kriegerstand zum Ende der [[Heian-Zeit]] (11. Jahrhundert), betrieben ebenfalls Sport als Vorbereitung auf den Kampf, in erster Linie Schwertkampf (”[[kenjutsu]]”), Reiten (”bajutsu”), Bogenschießen (”[[Kyūdō|kyūjutsu]]”) und Schwimmen. In der [[Edo-Zeit]], einer friedlichen Periode, verfeinerten die zu Verwaltungsbeamten gewordenen [[Samurai]] diese Techniken zur Kampfkunst (”[[bujutsu]]”), die durch den Einfluss des [[Zen]]-Buddhismus auch eine spirituelle Komponente erhielten.
Im Rahmen der [[Meiji-Restauration]] (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts) kam auch der westliche Sport nach Japan, darunter athletische Sportarten und Mannschaftssportarten wie [[Baseball]], heute der beliebteste Sport (siehe [[Baseball in Japan]]). Anfang des 20. Jahrhunderts wurden aus den klassischen Bujutsu-Künsten die heutigen Kampfkünste und Kampfsportarten entwickelt, darunter [[Judo]], [[Aikidō]] und [[Kendō]]. Das [[Karate]] entwickelte sich in der [[Präfektur Okinawa]].
Heutzutage wird eine breite Vielfalt von Sportarten in Japan betrieben, in erster Linie in Clubs an Schulen und Universitäten. Die Insellage hat [[Windsurfen]] und [[Sporttauchen|Tauchen]] sehr beliebt gemacht. Als Sport der [[Salaryman|Salarymen]] gilt [[Golf (Sport)|Golf]]. Eine Mitgliedschaft in einem Golfclub können sich allerdings nur die wirklich gut Verdienenden leisten. Überall in Japan finden sich hoch umzäunte Anlagen, auf denen der Abschlag geübt werden kann. [[Hokkaidō]] und die [[Präfektur Nagano]] sind Zentren des [[Wintersport]]s.
Aber auch [[Rugby Union|Rugby]] und [[Fußball]] erfreuen sich zunehmender Beliebtheit in Japan. In der [[Top League (Japan)|Top League]], der höchsten Spielklasse des japanischen Rugby, spielen teilweise die bestbezahlten Spieler der Welt und die [[Japanische Rugby-Union-Nationalmannschaft|Rugbynationalmannschaft Japans]] vertritt das Land regelmäßig bei der [[Rugby-Union-Weltmeisterschaft|Rugbyweltmeisterschaft]], deren Ausrichter Japan [[Rugby-Union-Weltmeisterschaft 2019|2019]] war. Die [[J1 League]], die höchste Spielklasse im japanischen Fußball, gilt wiederum als eine der bedeutendsten Fußballligen der Welt und auch die [[Japanische Fußballnationalmannschaft|Fußballnationalmannschaft Japans]] erreicht regelmäßig die Teilnahme an der [[Fußball-Weltmeisterschaft|Fußballweltmeisterschaft]], deren Mitausrichter Japan [[Fußball-Weltmeisterschaft 2002|2002]] war. Viele japanische Fußballer wie etwa [[Hidetoshi Nakata]], [[Shunsuke Nakamura]], [[Naohiro Takahara]], [[Shinji Okazaki]], [[Makoto Hasebe]], [[Keisuke Honda]], [[Yūto Nagatomo]], [[Shinji Kagawa]], [[Atsuto Uchida]], [[Maya Yoshida]], [[Hiroki Sakai]], [[Gōtoku Sakai]], [[Yūya Ōsako]] oder [[Genki Haraguchi]] konnten sich bereits in den Topligen des europäischen Fußballs (insbesondere in der deutschen Bundesliga) etablieren.
Die [[Olympische Sommerspiele 2020|Olympischen Sommerspiele]] sollten 2020 in Japan stattfinden, wurden wegen der [[COVID-19-Pandemie]] jedoch auf das Jahr 2021 verschoben.
[[Special Olympics Nippon]] wurde 1980 gegründet und nahm mehrmals an [[Special Olympics#Weltspiele|Special Olympics Weltspielen]] teil.
=== Feiertage === {{Hauptartikel|Feiertage in Japan}}
In Japan gibt es sechzehn gesetzliche Feiertage ([[Japanische Schrift|jap.]] {{lang|ja|祝日}}, ”shukujitsu”) pro Jahr, die im ”Staatlichen Gesetz zu den Feiertagen des Volkes” ({{lang|ja|国民の祝日に関する法律}}, ”kokumin no shukujitsu ni kansuru hōritsu”) vom 20. Juli 1948 festgelegt sind. Wie auch in Deutschland sind einige dieser Feiertage ”bewegliche Feiertage” ({{lang|ja|移動祝日}}, ”idō shukujitsu”), die meisten Feiertage sind jedoch an ein unveränderliches Datum geknüpft.
Wenn ein Feiertag auf einen Sonntag fällt, ist der darauf folgende Montag ein arbeitsfreier Tag ({{lang|ja|振(り)替(え)休日}}, ”furikae kyūjitsu ”, dt. „verschobener Feiertag“). Jeder einzelne Tag, der zwischen zwei Feiertage fällt, ist ebenfalls ein arbeitsfreier Tag ({{lang|ja|国民の休日}}, ”kokumin no kyūjitsu”, dt. „Ruhetag der Bürger“).
Neben den gesetzlichen Feiertagen gibt es auch in Japan eine große Zahl regionaler [[Gedenktag|Gedenk]]- und [[Feiertag|Festtage]]. Bevor die ”gesetzlichen Feiertage” durch das japanische Recht geregelt wurden, unterschied man zwischen ”shukujitsu” ({{lang|ja|祝日}}), allgemein für Feiertag, und ”saijitsu” ({{lang|ja|祭日}}), dem ”kirchlichen (religiösen) Feiertag” bzw. regionalen Sitten folgenden Festtagen ({{lang|ja|祭り}}, ”[[Matsuri]]”).
=== Festivals === [[Datei:Gion Matsuri 2017-5.jpg|mini|[[Gion-Matsuri]] ist ein jährliches Festival in Kyoto]]
Es gibt viele Festivals (matsuri) {{lang|ja|祭|in Japan}}, die jährlich gefeiert werden. Es gibt keine spezifischen Festivaltage für ganz Japan. Die Zeiten variieren von Gebiet zu Gebiet und sogar innerhalb eines bestimmten Gebiets. Die Festivaltage konzentrieren sich jedoch in der Regel auf traditionelle Feiertage wie [[Setsubun]] oder [[Obon]]. Festivals finden oft im Rahmen einer [[Zeremonie]] statt, mit Essensständen, Unterhaltung und [[Karneval]]spielen, um die Menschen zu unterhalten. Es wird normalerweise von einem örtlichen [[Schrein]] oder [[Tempel]] gesponsert, obwohl sie [[weltlich]] sein können.{{Internetquelle |url=https://www.japan.travel/en/spot/910/ |titel=Saidaiji Hadaka Matsuri (Naked Man Festival) |werk=jnto.go.jp |hrsg=Japan National Tourism Organization |sprache=en |abruf=2020-02-25}}
Bemerkenswerte Festivals bieten oft Prozessionen an, die aufwändige Festwagen beinhalten können. Die Vorbereitung für diese Prozessionen erfolgt in der Regel auf der Ebene der Stadtteile oder machi {{lang|ja|祭}}. Davor werden die lokalen [[Kami]] möglicherweise rituell in [[Mikoshi]] installiert und durch die Straßen geführt, beispielsweise [[Gion-Matsuri|Gion]] in [[Kyoto]] und [[Hadaka Matsuri|Hadaka]] in Okayama.
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